[RVK] Überarbeitung RVK Musikwissenschaft

Günther Grünsteudel guenther.gruensteudel at bibliothek.uni-augsburg.de
Di Dez 2 13:40:39 CET 2008


Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die von der UB Wien (für den Fall der Einführung von RVK) geforderten 
Systematikänderungen halte ich hinsichtlich des Arbeitsaufwandes gelinde 
gesagt für eine Zumutung. In Augsburg wie wohl auch in den anderen 
Anwenderbibliotheken wäre wohl ein Drittel des Bestands (oder mehr) 
betroffen. Es scheint mir doch eine etwas merkwürdige 
Entscheidungsfindung der Kollegen in Wien zu sein, wenn sie sagen, 
jawohl, wir wollen RVK, aber nur, wenn ihr die halbe Systematik ändert. 
Sicherlich kann man jede Systematik noch verbessern und sicherlich gibt 
es in den Bereichen Systematische Musikwissenschaft, Musikethnologie und 
Popularmusik Schwachstellen, aber wir leben seit nunmehr 30 und mehr 
Jahren mit diesen Schwachstellen und haben aus einem gesunden 
Pragmatismus heraus damit umgehen gelernt. Eine Behebung dieser 
Schwachstellen war in früheren Jahren mit Sicherheit ebenso dringlich 
oder eben nicht dringlich wie heute. Aus diesem Grund möchte ich mich 
abgesehen von begrifflichen Anpassungen an heutige Standards und evt. 
moderaten Änderungen im Bereich Musikethnologie ausdrücklich gegen die 
Wiener Initiative aussprechen.
Mit freundlichen Grüßen
Günther Grünsteudel

-------- Original-Nachricht --------
Betreff: [Fwd: [RVK] Überarbeitung RVK Musikwissenschaft]
Datum: Mon, 01 Dec 2008 10:45:52 +0100
Von: Barbara Wolf-Dahm <barbara.wolf-dahm at bibliothek.uni-augsburg.de>
An: Günther Grünsteudel <guenther.gruensteudel at bibliothek.uni-augsburg.de>



-------- Original-Nachricht --------
Betreff: 	[RVK] Überarbeitung RVK Musikwissenschaft
Datum: 	Fri, 28 Nov 2008 09:44:35 +0100
Von: 	Benedikt Hager <benedikt.hager at univie.ac.at>
Antwort an: 	UBR-Liste: Anwender der Regensburger Verbundklassifikation
(RVK) <rvk at mailman.uni-regensburg.de>
An: 	rvk at mailman.uni-regensburg.de



Liebe Kolleginnen und Kollegen,

mit dieser Mail möchte die Universitätsbibliothek Wien (FB
Musikwissenschaft) eine Revision der Klasse Musikwissenschaft in der RVK
anregen.

Unsere Bibliothek ist noch kein Anwender der RVK. Wir stehen am Ende
eines Evaluierungsprozesses für die Einführung einer Klassifikation,
dessen Ergebnis eine überarbeitete RVK als geeignetste Lösung
ausgewiesen hat. Für die positive RVK-Entscheidung ist eine solche
Überarbeitung allerdings auch unabdingbar: Unsere Bestände bestehen zu
einem Drittel (10.000-15.000 Titel) aus vergleichend-systematischer
Literatur. Wie vielen Anwendern der RVK bekannt ist, ist gerade dieser
Bereich seit Jahrzehnten praktisch unüberarbeitet und wird daher weder
dem Literaturaufkommen der jüngeren Vergangenheit noch dem
Forschungsstand gerecht: Popular- und Jazzmusikforschung sind als eigene
Forschungszweige in der Systematik kaum wahrnehmbar und gehen in
insgesamt nur 10 Klassen auf. Der Bereich Ethnomusikologie
("Musikalische Volks- und Völkerkunde") ist darüber hinaus begrifflich
("Schwarzafrika")  wie konzeptuell (etwa in Form einer Unterscheidung
zwischen afrikanischer Musik und europäisch beeinflusster
afrikanisch-europäischer Mischmusik) veraltet. Auch die Systematische
Musikwissenschaft zerfällt in relativ unsystematisch aneinandergereihte
Klassen am Ende des Sachteils. Die RVK Musikwissenschaft leidet also
deutlich in puncto Aktualität und Fachgerechtigkeit.

Es hat sich herausgestellt, dass auch unter RVK-Anwendern und in
Regensburg diese Desiderata klar wahrgenommen werden -- und dass die
Gelegenheit, die RVK Musikwissenschaft zu überarbeiten, selten so
günstig war wie jetzt.

Im musikwissenschaftlich-bibliothekarischen Bereich finden nämlich zu
Zeit große Bewegungen statt:

      * Die musikwissenschaftlichen Bestände aus Erlangen und Bamberg
        werden nächstes Jahr nach Würzburg übersiedelt und nach RVK
        aufgestellt. Im Falle von Bamberg handelt es sich um einen
        Standort mit einer Professur für Ethnomusikologie, die ebenfalls
        nach Würzburg übersiedelt und demnächst neu besetzt werden wird.
        Ethnomusikologische Bestände sind also vorhanden und werden auch
        weiterhin wachsen.
      * Die musikwissenschaftlichen Neuzugänge der UB Innsbruck werden
        aber Januar nach RVK aufgestellt. Auch dort läuft gerade ein
        Bewerbungsverfahren für eine Professur mit Schwerpunkt
        musikalische Ikonographie und Popularmusik. Einschlägige Zuwächse
        sind also auch in Innsbruck zu erwarten.
      * Die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern stellt seit knapp zwei
        Jahren ihre Bestände auf RVK um. Dort wird die RVK im Bereich Jazz
        und Popmusik als nicht mehr ausreichend wahrgenommen, was schon
        vor einigen Monaten zum Vorschlag einer Überarbeitung geführt hat.
      * Die FU Berlin ist ebenfalls an einer Überarbeitung interessiert:
        Nachdem die Bibliotheken Musikwissenschaft, Vergleichende
        Musikwissenschaft und Theaterwissenschaft zusammengefasst wurden,
        werden dort Neuerwerbungen in RVK systematisiert. Ob Altbestände
        ebenfalls in die allgemeine RVK-Strategie der FU mit einbezogen
        werden, ist noch nicht klar. Falls ja, sind weitere 50.000 Titel
        mit Schwerpunkt vergleichend-systematische Musikwissenschaft nach
        RVK zu klassifizieren.
      * Und schließlich unsere FB Musikwissenschaft in Wien, die aufgrund
        des breiten Spektrums des Angebots (2 ordentliche Lehrstühle für
        Musikgeschichte, je einer für Ethnomusikologie und Systemtatische
        Musikwissenschaft) ebenfalls auf eine überarbeitete RVK
        Musikwissenschaft angewiesen ist.


In den nächsten Jahren ist also in mehreren Bibliotheken mit deutlichen
Zuwächsen in Bereichen der RVK zu rechnen, die bisher wenig benötigt
wurden. All diese Bibliotheken sind damit auf eine Überarbeitung der RVK
Musikwissenschaft angewiesen, wenn sie ihre Bestände fachgerecht,
effizient und nicht zuletzt nutzerfreundlich klassifizieren wollen (je
nach Entscheidung in Wien und in Berlin kann man die Zahlen zwischen
50.000 und 200.000 neu zu klassifizierenden Titeln eingrenzen).

Daher wollen wir mit dieser Mail eine möglichst zügige, kooperative
Überarbeitung der RVK anregen. Naoka Werr und Christopher Dagleish aus
Regensburg haben bereits ihre volle Unterstützung in der Sache zugesagt.
Die jahrzehntelangen Erfahrungen einzelner RVK-Anwernder sind dabei
natürlich von besonderem Wert und in diesem Sinne laden wir Sie herzlich
zu einem Meinungs- und Erfahrungsaustausch ein.

Uns ist bewusst, dass eine größere Überarbeitung Zeit und Energie
kostet; da man sie aber auf Dauer ohnehin nicht vermeiden wird können,
wenn man die Konkurrenzfähigkeit der Systematik erhalten will, erscheint
es ökonomisch, sie angesichts der anstehenden Veränderungen /gerade
jetzt/ anzugehen. Lohn wäre die Erfüllung eines in der
bibliothekarisch-musikwissenschaftlichen Landschaft weit verbreiteten
Bedürfnisses, nämlich dem nach einer aktuellen, deutschsprachigen,
verbundfähigen Fachsystematik. In diesem Sinn würde es uns freuen, von
Ihnen zu hören!

Vielen Dank und herzliche Grüße aus Wien,
Benedikt Hager


-- 
Mag. Benedikt Hager
FB Musikwissenschaft
Spitalgasse 2, Hof 9
1090 Wien
T: +43-1-4277-167 80





-- 
Günther Grünsteudel
Fachreferent für Musik und Politik
Universitätsbibliothek Augsburg
Universitätsstraße 22
D-86159 Augsburg
Tel.: +49-(0)-821-598-5358
Fax: +49-(0)-821-598-5354
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