[Mediaevistik] Call for Papers: Kodikologie und Paläographie im digitalen Zeitalter

Patrick Sahle sahle at uni-koeln.de
Son Okt 26 20:53:50 CET 2008


Call for Papers: Kodikologie und Paläographie im digitalen Zeitalter

Seit zehn Jahren läuft die Überführung des europäischen Handschriftenerbes 
in elektronische Ressourcen. Insbesondere die Handschriftenkataloge sind 
online zu finden: Manuscripta Medievalia etabliert sich in Deutschland als 
ein zentraler Handschriftenkatalog. Die Handschriftenkataloge wichtiger 
europäischer Handschriftenbibliotheken wie der Bibliothèque Nationale de 
France, der British Library oder der Biblioteca Apostolica Vaticana sind 
online. Regionale Handschriftenverzeichnisse wie der toskanische 
Zentralkatalog CODEX stehen dem europäischen Integrationsprojekt ENRICH 
gegenüber. In derselben Zeit hat die Digitalisierung von Handschriften 
selbst deutlich an Fahrt gewonnen. Welche Konsequenzen hat diese neue 
Situation für die paläographische und kodikologische Forschung?

Wie einzelne Vorzeigeprojekte demonstrieren, können die dabei entstehenden 
Daten mit Hilfe digitaler Technologien erfolgreich weiterverarbeitet 
werden: Programme zum Mustervergleich können Buchstabenmodelle vergleichen 
und ermöglichen paläographische Analysen. Die Methoden der Archäologie der 
Handschrift werden durch elektronische Katalogdaten auf ein neues Niveau 
gehoben, indem umfangreiche kodikologische Daten für statistische 
Auswertungen zur Verfügung stehen. Digitale Editionen können längst 
formulierte Ansprüche erfüllen, indem sie die handschriftlichen Grundlagen 
ihrer Texte einbinden. Die online verfügbaren Ressourcen ermöglichen 
paläographische Lehre über das Internet, die über die vorhandenen 
Tafelwerke hinaus gehen.

Das Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE) lädt zu Beiträgen für 
einen Sammelband ein, der im Sommer 2009 unter dem Titel "Kodikologie und 
Paläographie im digitalen Zeitalter" erscheinen soll.  Darin sollen 
einerseits zukunftsweisende Forschungsarbeiten dokumentiert werden, die 
EDV-Technologien bereits erfolgreich auf Handschriften anwenden und 
weiterentwickeln. Dies beinhaltet sowohl bereits realisierte Projekte als 
auch realisierbare Vorstellungen. Andererseits soll aber gerade auch die 
Nutzerperspektive eingenommen werden: Welchen Nutzen kann die 
kodikologische und paläographische Forschung aus den digital vorhandenen 
Ressourcen und den dazugehörigen Technologien ziehen? Es sind damit 
ausdrücklich Beiträge erwünscht, die mit Hilfe der existierenden Angebote 
Forschungsergebnisse erzielt haben, die mit den älteren Mitteln gar nicht 
oder nur unter unverhältnismäßigem Aufwand erreicht werden konnten. 
Schließlich soll ein Ausblick auf zukünftige Entwicklungen der digitalen 
Handschriftenforschung gegeben werden.

Themen des Sammelbandes können somit sein, sind aber nicht beschränkt auf:
    * Berichte über Handschriftenforschungen mit digitalen Ressourcen
    * Integration und statistische Auswertungen von Daten aus 
Handschriftenkatalogen
    * Paläographische Datenbanken (Schriftarten, Schreiber, Buchstaben)
    * Kodikologische Datenbanken (z.B. Wasserzeichen, Einbände)
    * (teil-) automatische Schrift- und Schreibererkennung
    * Digitale Transkriptionswerkzeuge
    * Visionen und Protoypen weiterer digitaler Werkzeuge
    * Paläographie in der Lehre

Weitere Vorschläge, die zur oben skizzierten Problemlage passen, sind 
darüber hinaus herzlich willkommen. Der Sammelband beruht deshalb auf einem 
offenen Call for Paper, mit dem den verstreuten und vereinzelten 
Initiativen und Aktivitäten computergestützter Handschriftenforschung eine 
gemeinsame Plattform geboten werden soll, die zum Ausgangspunkt für die 
weitere Diskussion werden kann. Beiträge können in deutscher, 
italienischer, englischer oder französischer Sprache eingereicht werden. 
Das Erscheinen des Bandes soll mit einem internationalen Symposium 
verbunden werden. Zu diesem möchte das IDE die Autoren der vier besten 
Beiträge einladen, Ihre Arbeit zu präsentieren.

Vorschläge sind mit einem Abstract (maximal 500 Wörter) bis zum 30. 
November 2008 einzureichen bei:

Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE)
c/o Malte Rehbein
Moore Institute
National University of Ireland, Galway
E-Mail: malte.rehbein at nuigalway.ie



Patrick Sahle
Lecturer in Humanities IT, University of Cologne, Germany
Studienrat im Hochschuldienst, Historisch-Kulturwissenschaftliche 
Informationsverarbeitung, Universität zu Köln
Universitätsstraße 22, D-50923 Köln, +49 - (0)221 - 470 1750
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Institute for Documentology and Scholarly Editing / Institut für 
Dokumentologie und Editorik: http://www.ide.uni-koeln.de