[Mediaevistik] Historische Schreibsprachen wieder online

Brinker-von der Heyde brinker at uni-kassel.de
Don Mar 15 18:28:33 CET 2007


Lieber Herr Graf,
wieso empfinden Sie kritische Bemerkungen zu Ihren Beiträgen als
Unverschämtheit und Ihre Unverschämtheiten als berechtigen Beitrag zur
Wissenschaft? Wenn Sie so ein Experte sind in open access, wieso informieren
Sie denn dann nicht ganz einfach. Jeder hat doch seine Stärken und
Schwächen. Aber Sie haben natürlich recht: Schwächen haben nur die anderen,
nicht Sie.
Mit besten, unendlich zerknirschten Grüßen angesichts meiner Ignoranz
Claudia Brinker

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: mediaevistik-bounces at mailman.uni-regensburg.de
[mailto:mediaevistik-bounces at mailman.uni-regensburg.de] Im Auftrag von Klaus
Graf
Gesendet: Donnerstag, 15. März 2007 18:00
An: Mediaevistik: Kulturen des deutschsprachigen Mittelalters
Betreff: Re: [Mediaevistik] Historische Schreibsprachen wieder online

On Thu, 15 Mar 2007 17:33:25 +0100
 "Brinker-von der Heyde" <brinker at uni-kassel.de> wrote:
> eine merkwürdige Form wissenschaftlichen Fortschritts:
> das Abkupfern der
> Leistung anderer! Niemand verbietet doch, die Seite zu zitieren oder 
> als Link zu setzen. Aber warum soll es erlaubt sein, einfach zu 
> kopieren und damit so zu tun als hätte man selbst diese Leistung 
> erbracht? Mit open access hat das doch herzlich wenig zu tun.

Vielleicht haetten Sie die Guete, jemand, der die Open-Access-Bewegung wie
kaum ein anderer Mediaevist kennt und von Anfang an begleitet hat, mit
Belehrungen darueber zu verschonen, was open access ist.

Es ist eine Unverschaemtheit, die berechtigte Forderung, Inhalte anderer
uebernehmen zu duerfen, mit einem Plagiat (Uebernehmen ohne Namensnennung)
gleichzusetzen.

Wenn Sie keine Ahnung haben, wieso melden Sie sich zu Wort?

Lesen Sie erst einmal einige grundlegende Texte zu Open
Access:
http://archiv.twoday.net/stories/2967274/

Als massgeblich kann man die Ausfuehrungen von Peter Suber
ansehen:
http://www.earlham.edu/~peters/fos/overview.htm

"OA removes price barriers (subscriptions, licensing fees, pay-per-view
fees) and permission barriers (most copyright and licensing restrictions).
The PLoS shorthand definition —"free availability and unrestricted use"—
succinctly captures both elements.
# There is some flexibility about which permission barriers to remove. For
example, some OA providers permit commercial re-use and some do not. Some
permit derivative works and some do not. But all of the major public
definitions of OA agree that merely removing price barriers, or limiting
permissible uses to "fair use" ("fair dealing" in the UK), is not enough.
# Here's how the Budapest Open Access Initiative put it:
"There are many degrees and kinds of wider and easier access to this
literature. By 'open access' to this literature, we mean its free
availability on the public internet, permitting any users to read, download,
copy, distribute, print, search, or link to the full texts of these
articles, crawl them for indexing, pass them as data to software, or use
them for any other lawful purpose, without financial, legal, or technical
barriers other than those inseparable from gaining access to the internet
itself. The only constraint on reproduction and distribution, and the only
role for copyright in this domain, should be to give authors control over
the integrity of their work and the right to be properly acknowledged and
cited."
# Here's how the Bethesda and Berlin statements put it: For a work to be OA,
the copyright holder must consent in advance to let users "copy, use,
distribute, transmit and display the work publicly and to make and
distribute derivative works, in any digital medium for any responsible
purpose, subject to proper attribution of authorship...."

Die wichtigsten und groessten Open-Access-Verlage nuetzen eine CC-Lizenz
CC-BY, die es erlaubt, den Text beliebig nachzunutzen, vorausgesetzt die
Urheberschaft wird korrekt angegeben.

Gerade bei einer Bibliographie, von der ich im uebrigen bezweifle, dass sie
bereits urheberrechtlich geschuetzt ist, waere es sinnvoll, wenn andere sie
fortfuehren koennten, sobald die Autorin die Lust daran verloren hat oder
wenn sie besseres leisten koennten.

Die Berliner Erklaerung bestimmt:

"Die Urheber und Rechteinhaber sichern allen Benutzern unwiderruflich den
freien weltweiten Zugang zu und erteilen ihnen die Erlaubnis, das Werk zu
kopieren, zu benutzen, zu verteilen, zu übertragen und wiederzugeben (und
zwar auch öffentlich), Bearbeitungen davon zu erstellen und zu verbreiten
und dies alles in jedem digitalen Medium und zu jedem verantwortbaren Zweck,
vorausgesetzt die Urheberschaft wird korrekt zum Ausdruck gebracht (die
wissenschaftliche Gemeinschaft wird wie bisher die Regeln vorgeben, wie die
Urheberschaft korrekt anzugeben ist und was eine verantwortbare Nutzung
ist). Darüber hinaus dürfen zum persönlichen Gebrauch eine kleine Anzahl von
Ausdrucken erstellt werden." (eigene Uebersetzung, siehe
http://archiv.twoday.net/stories/93128/ )

Die DFG und zahlreiche andere Wissenschaftsorganisationen haben sich dieser
Erklaerung angeschlossen - wussten die alle nicht, was sie taten? Es ist
doch wohl davon auszugehen, dass sie auch obige "Lizenz" mittragen wollten,
also Open Access nicht nur als kostenfrei zu uebersetzen.

Wir stehen auf den Schultern von Riesen. Mit einer eigensuechtigen
Besitzstandswahrung, die den Zwergen kleinliche Vorschriften macht, haette
es keinen abendlaendischen Aufschwung der Wissenschaften gegeben.

Klaus Graf      
_______________________________________________
Mediaevistik mailing list
Mediaevistik at mailman.uni-regensburg.de
https://mailman.uni-regensburg.de/mailman/listinfo/mediaevistik