[Mediaevistik] Ankündigung Editionsreihe 'Relectiones'

Nathanael Busch nbusch at gmx.ch
So Jul 22 09:31:39 CEST 2012


Sehr geehrte Kollegen,

haben Sie vielen Dank für Ihre anregenden Reaktionen auf die 
Ankündigung. Leider kann ich nun weder für alle Herausgeber oder gar 
den Verlage sprechen noch möchte ich mich überhaupt darauf einlassen, 
elektronische und gedruckte Publikation gegeneinander auszuspielen. 
Die Vor- und Nachteile beider Medien sind ja genannt worden. 

Wir sehen einen Markt für eine Sammlung, die es ermöglichen soll, 
spannende, aber abgelegene Texte breiter zur Kenntnis zu nehmen. Mit 
"zur Kenntnis nehmen" meine ich nun nicht, dass sie irgendwo 
irgendwie im Netz stehen und man ggf. etwas in ihnen nachschlagen 
kann. Sondern: Ich würde mir wünschen, diese Texte würden vermehrt 
gelesen werden. Zu diesem Zweck, also der vollständigen Lektüre, 
ziehe ich in der Regel ein gedrucktes Buch vor, ob nun im Seminarraum 
oder vor dem heimischen Kamin (verzeihen Sie das Bild). Das ist kein 
Ausdruck von Technikfeindlichkeit, jüngst legte ich mir sogar ein 
ebook zu und nutze es begeistert. Aber der Kern des Vorhabens liegt 
in einem anderen Anliegen. Ob darüber hinaus auch digitale Ausgaben 
einzelner Texte vorgelegt werden, soll damit nicht ausgeschlossen 
werden. Diese bilden aber nicht das Kerngeschäft, auf das mit dem 
Aufruf hingewiesen werden sollte. Die Reihe bietet künftigen 
Herausgebern eine Möglichkeit, zu guten Konditionen und zuschussfrei 
eine ansprechende und günstige Buchpublikation vorzulegen. Wenn auch 
vielleicht nicht die ganzen MGH.

Beste Grüße und einen schönen Sonntag
Ihr
Nathanael Busch


Am 21 Jul 2012 um 18:27 hat Patrick Sahle geschrieben:

> 
> Lieber Herr Maier,
> 
> eigentlich wollte ich der Antwort von Herrn Busch nicht vorgreifen, aber 
> Ihre vernünftigen Anmerkungen laden mich zur Präzisierung ein.
> 
> Solange die Autoren nicht "exklusive Rechte" an den Verlag abtreten, ist 
> nichts verloren. Denn dann steht es ihnen in der Tat frei, selbst eine 
> digitale Parallel-Bereitstellung, zum Beispiel in einem institutionellen 
> Repositorien vorzunehmen. Noch wünschenswerter wäre es aber auch in 
> diesem Szenario, wenn die Reihenherausgeber die digitalen Fassungen 
> gemeinsam online publizieren würden.
> 
> Viele Grüße, Patrick Sahle
> 
> Am 21.07.2012 17:22, schrieb RM:
> > Sehr geehrter Herr Busch,
> >
> > entschuldigen Sie bitte, wenn ich mich in diese Diskussion als "Hobby-Humanist" einschalte.
> > Ich kann gut verstehen, dass ein Verlag auf eine gleichzeitige 
elektronische Bereitstellung von Publikationen zunächst verzichtet. 
Natürlich trifft das Argument voll und ganz zu, dass die 
wissenschaftliche Arbeit durch die elektronische Verfügbarkeit der 
Texte wesentlich erleichtert wird. Allerdings würde die kommerzielle 
Verwertbarkeit durch eine gleichzeitig frei verfügbare elektronische 
Version eher erschwert. Wenn ich das richtig verstehe, ist das Ziel 
ja nicht, grundlegend neue und wegweisende Texteditionen zu 
veröffentlichen, sondern eher, ein breiteres Publikum mit seltener 
gelesenen mittelalterlichen Texten vertraut zu machen. Insofern wird 
man als Mitwirkender die meiste Arbeit vielleicht nicht in die 
Textkritik, sondern in Übersetzung und Kommentierung investieren. Ob 
es jetzt für den Verlag sinnvoll ist, die zugrunde liegenden Texte in 
einer elektronischen Version selbst zur Verfügung zu stellen, mag 
dahingestellt sein. Sammeln ließen sie sich jedoch sicher auch 
separat, sofern die Bearbeiter dies wollen. Insofern gehe ich davon 
aus, dass zumindest die digitalen Originaltexte von den meisten 
Beteiligten im Rahmen anderer Projekte zugänglich gemacht werden, 
sofern sie das nicht ohnehin schon sind.
> >
> > Viele Grüße
> >
> > Robert Maier
> >
> >
> > From: Patrick Sahle
> > Sent: Saturday, July 21, 2012 11:03 AM
> > To: mediaevistik at mailman.uni-regensburg.de
> > Subject: Re: [Mediaevistik] Ankündigung Editionsreihe 'Relectiones'
> >
> >
> > Sehr geehrter Herr Busch,
> >
> > dass die adäquate Rolle des gedruckten Buches vor allem in der Aufnahme einer Lesefassung einer Edition liegt, ist nicht zu bestreiten. Genau so wenig, wie das Argument, dass digitale Editionen ihre Stärke vor allem in der wissenschaftlichen Fundierung dieser Editionen und in ihrer wissenschaftlichen Nutzung haben.
> >
> > Dennoch möchte ich gerne fragen, was Sie dazu bewogen hat, auf eine parallele digitale Bereitstellung wenigstens der edierten Texte verzichten zu wollen. Ich gehe davon aus, dass diese Texte darauf zielen, möglichst breit wahrgenommen und gelesen, vielleicht auch in der wissenschaftlichen Forschung genutzt zu werden. Mit der ausschließlichen Druckpublikation lässt sich heute aber nur eine eingeschränkte Sichtbarkeit, Zugänglichkeit und Nutzbarkeit erreichen. Wenn die Druckvorlagen von den Autoren kommen, dann scheint auch der Schutz von Verlagsinvestitionen als grundsätzlich denkbares Argument für diesen Ausschluss nicht zu greifen. Im Gegenteil stellt sich die Frage, warum die zu liefernden "digitalen" Vorlagen entdigitalisiert werden und andere Nutzungen damit ausgeschlossen werden sollen.
> >
> > Bei unseren eigenen Publikationen wird die Druckfassung regelmäßig von frei zugänglichen digitalen Fassungen begleitet. Einige Autoren machen das inzwischen sogar zur Bedingung, um sich an einer Publikation zu beteiligen - eben weil sie nicht an einer Beschränkung der potentiellen Reichweite und Nutzbarkeit interessiert sind.
> >
> > Aber vielleicht übersehe ich ein wesentliches Argument?
> >
> > Viele Grüße, Patrick Sahle
> > --------------------------------------
> > Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE)
> >
> > Am 19.07.2012 22:29, schrieb Nathanael Busch:
> >
> > Sehr geehrte Kollegen,
> >
> > wir freuen uns, Ihnen mit 'Relectiones' eine neue Editionsreihe
> > mittelalterlicher Texte vorstellen zu können. Anlässlich der Tagung
> > `Vergessene Texte des Mittelalters`, die im vergangenen Dezember in
> > Göttingen stattfand, schlug der renommierte Stuttgarter Hirzel-Verlag
> > vor, eine Buchreihe ins Leben zu rufen. Diese soll einen besseren
> > Zugang zu (literarischen) Texten ermöglichen, die zwar in Forschung
> > und Lehre bislang wenig Beachtung fanden, die nichtsdestotrotz
> > spannend und lesenswert sind oder dringend von anderen
> > Fachdisziplinen zur Kenntnis genommen werden sollten. Angestrebt wird
> > also keine Reihe von sog. Klassikerausgaben, sondern eine Reihe, die
> > unbekannteren Texten ein Forum bieten will: Späte deutsche Karlsepik,
> > tschechische Artusroman-Adaptationen, italienische Lyriker,
> > mittellateinische Versepen, altfranzösische Lais, mittelenglische
> > Lehrtexte - all das und vieles mehr kann und soll in der Reihe
> > vertreten sein.
> >
> > Wir stellen uns dabei weniger ein Forum für z. B. hochkomplexe
> > Fassungsvarianten, sondern vor allem leserfreundliche und
> > erschwingliche Ausgaben für Forschung und Lehre vor: Unbedingt sollte
> > der Text übersetzt und mit einem wissenschaftlichen Vorwort und
> > möglichst einem Kommentar versehen werden. Auch ist es möglich, keine
> > Neuedition vorzulegen, sondern lediglich eine (solide) alte Ausgabe
> > zusammen mit einer Übersetzung wieder zugänglich zu machen. Der
> > Verlag steuert einen Umfang von max. 300 Seiten bei einem möglichst
> > günstigen Ladenpreis an. Druckvorlagen müssen von den Autoren
> > geliefert werden.
> >
> > Für Begutachtung und Betreuung steht das Herausgeberteam zur
> > Verfügung:
> >
> > Frank Bezner (Berkeley), Mittellatein
> > Nathanael Busch (Marburg), Germanistik
> > Robert Fajen (Halle), Romanistik (Französisch/Italienisch)
> > Wolfram Keller (Berlin), Anglistik
> > Björn Reich (Berlin), Germanistik
> > Markus Schürer (Rom), Geschichte
> >   
> > Wenn Sie der Reihe etwas beisteuern könnten, wären wir über einen
> > Vorschlag in Form eines Exposé dankbar. Bitte senden Sie ihn an:
> > relectiones at lists.dav-medien.de
> >
> > Das Exposé wird dann, z. T. verdeckt, geprüft. Bei Aufnahme des
> > Bandes in die Reihe ist eine intensive Betreuung durch den
> > Herausgeberkreis vorgesehen.
> >   
> > Die Herausgeber
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