[Mediaevistik] Ankündigung Editionsreihe 'Relectiones'

RM rm at maierphil.de
Sa Jul 21 17:22:40 CEST 2012


Sehr geehrter Herr Busch,

entschuldigen Sie bitte, wenn ich mich in diese Diskussion als “Hobby-Humanist” einschalte.
Ich kann gut verstehen, dass ein Verlag auf eine gleichzeitige elektronische Bereitstellung von Publikationen zunächst verzichtet. Natürlich trifft das Argument voll und ganz zu, dass die wissenschaftliche Arbeit durch die elektronische Verfügbarkeit der Texte wesentlich erleichtert wird. Allerdings würde die kommerzielle Verwertbarkeit durch eine gleichzeitig frei verfügbare elektronische Version eher erschwert. Wenn ich das richtig verstehe, ist das Ziel ja nicht, grundlegend neue und wegweisende Texteditionen zu veröffentlichen, sondern eher, ein breiteres Publikum mit seltener gelesenen mittelalterlichen Texten vertraut zu machen. Insofern wird man als Mitwirkender die meiste Arbeit vielleicht nicht in die Textkritik, sondern in Übersetzung und Kommentierung investieren. Ob es jetzt für den Verlag sinnvoll ist, die zugrunde liegenden Texte in einer elektronischen Version selbst zur Verfügung zu stellen, mag dahingestellt sein. Sammeln ließen sie sich jedoch sicher auch separat, sofern die Bearbeiter dies wollen. Insofern gehe ich davon aus, dass zumindest die digitalen Originaltexte von den meisten Beteiligten im Rahmen anderer Projekte zugänglich gemacht werden, sofern sie das nicht ohnehin schon sind.

Viele Grüße

Robert Maier


From: Patrick Sahle 
Sent: Saturday, July 21, 2012 11:03 AM
To: mediaevistik at mailman.uni-regensburg.de 
Subject: Re: [Mediaevistik] Ankündigung Editionsreihe 'Relectiones'


Sehr geehrter Herr Busch, 

dass die adäquate Rolle des gedruckten Buches vor allem in der Aufnahme einer Lesefassung einer Edition liegt, ist nicht zu bestreiten. Genau so wenig, wie das Argument, dass digitale Editionen ihre Stärke vor allem in der wissenschaftlichen Fundierung dieser Editionen und in ihrer wissenschaftlichen Nutzung haben.

Dennoch möchte ich gerne fragen, was Sie dazu bewogen hat, auf eine parallele digitale Bereitstellung wenigstens der edierten Texte verzichten zu wollen. Ich gehe davon aus, dass diese Texte darauf zielen, möglichst breit wahrgenommen und gelesen, vielleicht auch in der wissenschaftlichen Forschung genutzt zu werden. Mit der ausschließlichen Druckpublikation lässt sich heute aber nur eine eingeschränkte Sichtbarkeit, Zugänglichkeit und Nutzbarkeit erreichen. Wenn die Druckvorlagen von den Autoren kommen, dann scheint auch der Schutz von Verlagsinvestitionen als grundsätzlich denkbares Argument für diesen Ausschluss nicht zu greifen. Im Gegenteil stellt sich die Frage, warum die zu liefernden "digitalen" Vorlagen entdigitalisiert werden und andere Nutzungen damit ausgeschlossen werden sollen.

Bei unseren eigenen Publikationen wird die Druckfassung regelmäßig von frei zugänglichen digitalen Fassungen begleitet. Einige Autoren machen das inzwischen sogar zur Bedingung, um sich an einer Publikation zu beteiligen - eben weil sie nicht an einer Beschränkung der potentiellen Reichweite und Nutzbarkeit interessiert sind.

Aber vielleicht übersehe ich ein wesentliches Argument?

Viele Grüße, Patrick Sahle
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Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE)

Am 19.07.2012 22:29, schrieb Nathanael Busch:

Sehr geehrte Kollegen,

wir freuen uns, Ihnen mit 'Relectiones' eine neue Editionsreihe 
mittelalterlicher Texte vorstellen zu können. Anlässlich der Tagung 
`Vergessene Texte des Mittelalters`, die im vergangenen Dezember in 
Göttingen stattfand, schlug der renommierte Stuttgarter Hirzel-Verlag 
vor, eine Buchreihe ins Leben zu rufen. Diese soll einen besseren 
Zugang zu (literarischen) Texten ermöglichen, die zwar in Forschung 
und Lehre bislang wenig Beachtung fanden, die nichtsdestotrotz 
spannend und lesenswert sind oder dringend von anderen 
Fachdisziplinen zur Kenntnis genommen werden sollten. Angestrebt wird 
also keine Reihe von sog. Klassikerausgaben, sondern eine Reihe, die 
unbekannteren Texten ein Forum bieten will: Späte deutsche Karlsepik, 
tschechische Artusroman-Adaptationen, italienische Lyriker, 
mittellateinische Versepen, altfranzösische Lais, mittelenglische 
Lehrtexte - all das und vieles mehr kann und soll in der Reihe 
vertreten sein.

Wir stellen uns dabei weniger ein Forum für z. B. hochkomplexe 
Fassungsvarianten, sondern vor allem leserfreundliche und 
erschwingliche Ausgaben für Forschung und Lehre vor: Unbedingt sollte 
der Text übersetzt und mit einem wissenschaftlichen Vorwort und 
möglichst einem Kommentar versehen werden. Auch ist es möglich, keine 
Neuedition vorzulegen, sondern lediglich eine (solide) alte Ausgabe 
zusammen mit einer Übersetzung wieder zugänglich zu machen. Der 
Verlag steuert einen Umfang von max. 300 Seiten bei einem möglichst 
günstigen Ladenpreis an. Druckvorlagen müssen von den Autoren 
geliefert werden.

Für Begutachtung und Betreuung steht das Herausgeberteam zur 
Verfügung:

Frank Bezner (Berkeley), Mittellatein
Nathanael Busch (Marburg), Germanistik
Robert Fajen (Halle), Romanistik (Französisch/Italienisch)
Wolfram Keller (Berlin), Anglistik
Björn Reich (Berlin), Germanistik
Markus Schürer (Rom), Geschichte
 
Wenn Sie der Reihe etwas beisteuern könnten, wären wir über einen 
Vorschlag in Form eines Exposé dankbar. Bitte senden Sie ihn an: 
relectiones at lists.dav-medien.de

Das Exposé wird dann, z. T. verdeckt, geprüft. Bei Aufnahme des 
Bandes in die Reihe ist eine intensive Betreuung durch den 
Herausgeberkreis vorgesehen.
 
Die Herausgeber
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