[Mediaevistik] Heilig Geist-Orden

Meta Niederkorn meta.niederkorn at univie.ac.at
So Jul 15 15:09:48 CEST 2012


On So, 15.07.2012, 11:46, Christian Bickel wrote:


Sehr geehrter Herr Kollege,
#der Antwort H. Weigls ist an sich nichts hinzuzufügen - nur eine weitere
Bestätigung -Die Dominikaneriennen St. Peter in Bludenz - berufen sich in
den Anfängen ebenfalls auf die Augustinerregel -

mit besten Grüßen
Meta Niederkorn-Bruck
>
>
> "Herwig Weigl" <herwig.weigl at univie.ac.at> schrieb:
>> Leprosenhaeuser sind in der Regel
>> spezifisch zu erkennen, die meisten anderen Spitaeler sind Versorgungs-
>> und nicht oder nur in zweiter Linie Krankenanstalten. Das
>> Heilig-Geist-Patrozinium wird fuer Spitaeler durchwegs gern verwendet.
>> Es sagt aber nichts ueber die konkrete Zweckwidmung des Hauses und auch
>> nichts ueber die Zugehoerigkeit zum Orden von S. Spirito, dessen
>> Hauptsitz nach wenigen Jahren von Montpellier nach Rom wanderte. Das
>> sicherste Kriterium, um die Zugehoerigkeit eines Hauses zu S. Spirito
>> festzustellen, ist die Nennung in einem der paepstlichen Privilegien,
>> die den Besitzstand aufzaehlen. Allerdings zeigt sich selbst bei dieser
>> Textsorte, die ja meistens nur fortgeschrieben wird, eine ziemliche
>> Fluktuation.
>>
>> > ... wurde den Quellen nach von Augustinern betrieben (wobei man fragen
>> kann,
>> > ob es sich wirklich um Augustiner handelte oder um einen geistlichen
>> > Zusammenschluss, der nach der Augustinerregel lebte).
>
>> die "Augustinerregel" ist eher ein Sammelbegriff fuer verschiedene
>> nicht-benediktinische Regeln, die sich auf Augustinus berufen. Konkret
>> koennen sich verschiedene Orden oder Gemeinschaften darunter verbergen.
>> An Augustiner-Chorherren oder Augustiner-Eremiten braucht man wirklich
>> nicht gleich zu denken.
>
>> > Meine Frage lautet nun, wie es zu der ubiquitären Bezeichnung für
>> > Krankenanstalten als "Heilig-Geist-Häuser" gekommen ist
>
>> wahrscheinlich hatten sie alle das Mode-Patrozinium. Die Taube im Siegel
>> ist dann ja logisch. Vorbehaltlich konkreter Forschungen, von denen ich
>> nichts weiss, wuerde ich jedenfalls die Existenz von
>> Heilig-Geist-Spitaelern und regulierten Klerikergemeinschaften nicht
>> gleich im Zusammenhang mit S. Spirito zu sehen.
>>
>
> Vielen Dank, das bewahrt mich zunächst einmal vor voreiligen (blamablen)
> Schlüssen.
>
> Im Herbst findet in Ostisland eine kleine Tagung zu dem in der
> Ausgrabung befindlichen Skriðu-Kloster statt. Die Skelette im Gräberfeld
> zeigen durchweg, dass hier die meisten an verschiedensten Krankheiten
> litten, von Tuberkulose bis Syphilis. Die wenigen Skelette ohne
> Krankenbefund dürften von den Mönchen oder von Pfründnern, die gegen
> eine Stiftung ihren Lebensabend dort verbringen durften, stammen. Die
> Armenfürsorge war anders geregelt. Bekannt ist nur, dass die Mönche nach
> der "Regel des Augustinus" lebten. In der isländischen
> Geschichtsschreibung wird meist von Augustiner-Klöstern geschrieben, von
> denen es mehrere gab. Aber da kommen eigentlich weder
> Augustiner-Eremiten noch Chorherren in Frage, weil letztere ja in
> Verbindung mit einem Domkapitel zu sehen sind, die Klöster aber weitab
> von den beiden Bischofssitzen gelegen waren. Daher ist mir Ihr Hinweis,
> dass geistliche Gemeinschaften sich nach der Regel des Augustinus
> richteten, ohne deshalb zu einer der beiden Kongregationen zu gehören,
> sehr wichtig und erklärt da vieles. Das passt dann auch zu der
> Vorschrift des IV. Laterankonzils von 1215, dass alle klösterlichen
> Gemeinschften, die noch keine Regel hatten, sich nach der Regel des Hl.
> Augustinus zu richten hätten.
>
> Also nochmals vielen Dank
> C. Bickel
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