[Mediaevistik] Heilig Geist-Orden

Christian Bickel Christian.Bickel at t-online.de
Fr Jul 13 11:25:00 CEST 2012


Guten Tag,

Meine Frage liegt räumlich etwas am Rande der hiesigen Themen, aber
vielleicht weiß jemand trotzdem etwas dazu:

Im LexMA heißt es unter Heilig-Geist-Orden, dass es sich um einen im
Mittelalter in Montpellier gegründeten Orden handele, der sich der
Kranknpflege verschrieben habe. Die Mitglieder hätten sich nach der
Regel des hl. Augustinus gerichtet.

Dann heißt es, der Orden habe sich über "ganz Europa ausgebreitet",
aber es werden nur Häuser in Süddeutschland erwähnt. Unter "Hospital"
wird ausdrücklich gesagt, dass  der Orden seine Nierderlassungen
"überwiegend in Frankreich, Italien und Oberdeutschland" hatte.

In seinem Aufsatz "Hospital och helgeandshus" (Hospital und
Heilig-Geist-Haus) unterscheidet der Archäologe Martin Arleskär
zwischen
Hospital/Hospiz/Spital, das sich mit Leprösen befasste, und den
Heilig-Geist-Häusern, die allgemeine Krankenanstalten gewesen seien.
Leider behandelt er die schwedischen Heilig-Geist-Häuser nur unter
archäologischen Aspekten, so dass man nicht erfährt, wer sie betrieben
hat.

Übereinstimmend wird geschrieben, dass die Heilig-Geist-Häuser in
Skandinavien nicht miteinander in einer Organisation verbunden waren und
auch nicht immer Klöstern zugeordnet waren.

Aber für Dänemark wird auf die Duebrødre (Taubenbrüder) hingewiesen (Das
Siegel der Häuser trug eine Taube), was doch auf eine Organisation
verweist. Das Skriðukloster in Ostisland war dem Hl. Geist geweiht und
wurde den Quellen nach von Augustinern betrieben (wobei man fragen kann,
ob es sich wirklich um Augustiner handelte oder um einen geistlichen
Zusammenschluss, der nach der Augustinerregel lebte). In Norwegen ist
nur das Halsnø-Kloster  bekannt, das als Augustinerkloster begann und
später ein Heilig-Geist-Kloster wurde.

Meine Frage lautet nun, wie es zu der ubiquitären Bezeichnung für
Krankenanstalten als "Heilig-Geist-Häuser" gekommen ist und ob es
inzwischen mehr Erkenntnisse über die Ausbreitung dieses Ordens im
Mittelalter nach Norden gibt.

Christian Bickel




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