[Mediaevistik] Altfranzösisch und Wolfram

Graeme Dunphy g at dunphy.de
So Sep 25 21:26:24 CEST 2011


Lieber Herr Reichert,

Ich habe Godfried Croenen gefragt, der hauptsächlich als Fachmann für
Froissart bekannt ist. Er meint, das -e wäre auszusprechen. Ich gebe
seine ganze Antwort unten weiter.

mit freundlichen Grüßen,

Graeme Dunphy

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I am not a specialist of the history of the language, but I know that
in formal poetry, where syllable count is very important, final
unstressed -e is counted as a syllable unless the next word also
starts with a syllable. When such final unstressed -e appears in final
position in the verse (as it does here), it is not considered for the
syllable count, but I assume that it was pronounced nevertheless.
These principles of syllable count in French poetry remained in force
until well after the medieval period, so they were certainly in force
in the early 13th century.

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2011/9/25 Hermann Reichert <hermann.reichert at univie.ac.at>:
> Liebe Liste, herzlichen Dank an Herrn Stolz für den Hinweis, dass außer den
> 10 von mir kontrollierten Hss auch alle anderen an dieser Stelle
> apokopieren. In der Berner Editionsprobe sieht man das wunderschön. Das
> erhellt aber die Relevanz meiner Frage: Wenn der Archetypus apokopiert (das
> war mir nach der Kontrolle 10 wichtiger Hss schon sicher) – muss es dann
> Wolfram auch getan haben? Ich bitte also die Liste: wer wirklich kompetent
> in Altfranzösisch ist (oder jemanden kennt, der es ist und diese Mail
> gezielt an die Romanistik weiterschicken kann), möge bitte helfen: sprach
> man um 1200 ‚roiame‘ oder ‚roiam‘?
>
> Mit herzlichen Grüßen
>
> Hermann Reichert
>
>
>
>
>
> Von: mediaevistik-bounces at mailman.uni-regensburg.de
> [mailto:mediaevistik-bounces at mailman.uni-regensburg.de] Im Auftrag von
> Stolz, Michael (GERM)
> Gesendet: Samstag, 24. September 2011 21:18
> An: Mediaevistik: Kulturen des deutschsprachigen Mittelalters
> Betreff: Re: [Mediaevistik] Altfranzösisch und Wolfram
>
>
>
> Lieber Herr Reichert,
>
>
>
> dass in Parzival 251,3–4, alle Handschriften apokopieren, bestätigt sich im
> Blick auf die Editionsprobe des Parzival-Projekts:
>
>
>
> http://www.parzival.unibe.ch/editionen.html
>
>
>
> Auf "Verse 249.1–249.30" gehen, dort die Siglenleisten der Handschriften
> anklicken und bis zu Vers 251,3 f. durchscrollen (es sind jeweils die
> Transkriptionen von Vers 249,1 bis 255,30 eingebunden). In einigen
> Handschriften sind die Verse allerdings entstellt.
>
>
>
> Ob um 1200 für die Aussprache von französisch "roiame" bereits ein "e muet"
> (also "roiam") anzusetzen ist, das in Wolframs Text als "royam" erscheint,
> müssten uns berufene Sprachwissenschaftler/innen bestätigen.
>
>
>
> Mit herzlichen Grüssen
>
>
>
> Michael Stolz
>
>
>
> --
>
> Prof. Dr. Michael Stolz
>
> Universitaet Bern
>
> Institut fuer Germanistik
>
> Laenggass-Str. 49
>
> CH-3000 Bern 9
>
>
>
> Tel.: +41 31 631 83 04
>
> Fax: +41 31 631 37 88
>
> E-mail: michael.stolz at germ.unibe.ch
>
> URL: http://www.parzival.unibe.ch/stolz/
>
>
>
>
>
> Von: Hermann Reichert <hermann.reichert at univie.ac.at>
> Antworten an: "Mediaevistik: Kulturen des deutschsprachigen Mittelalters"
> <mediaevistik at mailman.uni-regensburg.de>
> Datum: Sat, 24 Sep 2011 16:04:38 +0200
> An: 'Das deutschsprachige Mittelalter'
> <mediaevistik at mailman.uni-regensburg.de>
> Betreff: [Mediaevistik] Altfranzösisch und Wolfram
>
>
>
> Liebe Liste, Zwierzina, ZfdA  46 (1900), S. 54, nennt unter den vielen
> Belegen für seine Ansicht, dass Wolfram von Eschenbach von der Apokope kaum
> Gebrauch machte, obwohl die Handschriften stark apokopieren, Parzival
> 251,3-4:
>
> Der bürge wirtes royame,
>
>  Terre de_Salvæsche ist sîn name.
>
> Hier haben alle Textzeugen, auch die Zwierzina nicht bekannt gewesenen,
> Apokope im Reim. Zwierzina geht davon aus, dass altfranzösisch roiame
> gesprochen wurde, also für Wolfram auch name anzusetzen ist.
>
> Wer kann so gut Altfranzösisch, um die Frage zu beantworten: Wie sicher ist
> es, dass um 1200 französisch roiame gesprochen wurde, und nicht etwa roiam?
> In vielen Fällen hat Zwierzina allerdings, glaube ich, Recht; an sich wäre
> es für die generelle Einstellung zu den Apokopen bei Wolfram nicht
> entscheidend, dass einige seiner Belege nicht Stich halten; aber diese
> Stelle wäre deswegen interessant, weil hier wirklich alle Handschriften (ich
> verglich DGIOTmno F21 F69) apokopieren.
>
> Mit herzlichen Grüßen
>
> Hermann Reichert
>
>
>
>
>
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