[Mediaevistik] Exhibition on Psalter manuscripts in Munich

Bettina Wagner Bettina.Wagner at bsb-muenchen.de
Fr Mär 25 14:16:40 CET 2011


Dear colleagues,

I would like to draw your attention to an exhibition on mediaeval psalter manuscripts which is currently on show at the Bayerische Staatsbibliothek in Munich. Unfortunately, the annoucement (and the accompanying catalogue) is only available in German.

The catalogue can be ordered via our website
http://www.bsb-muenchen.de/Ausstellungskataloge-und-mehr.265.0.html

Kind regards,
Bettina Wagner



http://www.bsb-muenchen.de/Einzeldarstellung.403+M51ac1d6c11b.0.html

Gemalt mit lebendiger Farbe. Illuminierte Prachtpsalterien aus dem 11. bis zum 16. Jahrhundert
23.3.-26.6.2011 

Der Psalter, die 150 Psalmen des Alten Testaments, eine Sammlung von Hymnen und Gebeten, deren Grundstock auf König David (um 1000 v. Chr.) zurückgeht, ist das Gebetbuch von Judentum und Christentum. In christlicher Zeit ist der Psalter nicht nur Gebetbuch Jesu Christi. Die Texte werden auch typologisch auf das eben Jesu bezogen. Schon in der frühchristlichen Zeit gehörten die Psalmen zu den meistgelesenen Texten des Alten Testaments. Aus dem 6. und 7. Jahrhundert stammen die ersten selbstständigen Psalterhandschriften. Das wichtigste Gebetbuch der Kirche und der Laien erfreute sich im 13. Jahrhundert außergewöhnlicher Beliebtheit und Verbreitung. 

Aus dieser Zeit stammt der Goldene Münchner Psalter (Clm 835), anlässlich dessen Faksimilierung die Bayerische Staatsbibliothek aus ihrem reichen Bestand 13 ausgewählte Prachtpsalterien aus dem 11. bis zum 16. Jahrhundert in einer Schatzkammerausstellung zeigt. Mit 91 ganzseitigen Miniaturen vor leuchtendem Goldgrund bleibt der Goldene Psalter in seinem Bilderreichtum unübertroffen. Bilderzyklen von einmaliger Ausführlichkeit illustrieren die Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament und machen diesen Codex zu einer wahren Bilderbibel. Der Kalender zu Beginn des Psalters ist mit 24 Goldmedaillons geschmückt. Initialzierseiten, historisierte oder ornamentierte, farbige und goldene Initialen sowie farbiger Zeilenschmuck auf allen Seiten runden den opulenten Eindruck ab. Der Buchschmuck ist vermutlich das Werk dreier Meister aus Oxford am Anfang des 13. Jahrhunderts. Die prachtvolle Ausstattung besticht nicht nur durch ihren Reichtum, sondern auch durch neue künstlerische Ausdrucksformen am Übergang von der Romanik zur Gotik. 
 
In seiner Pracht vergleichbar und ebenfalls aus England stammend, wurde der Isabella-Psalter (Cod.gall. 16) wohl in der Diözese York etwa 1303 bis 1308 reich illuminiert. Die zweisprachige Psalmenhandschrift, verfasst in lateinischer und französischer Sprache, wurde vermutlich für Königin Isabelle de France, Tochter Philipps des Schönen von Frankreich und Frau König Edwards II. von England als Hochzeitsgeschenk angefertigt. 

Aus Deutschland, überwiegend aus Bayern, stammen die elf weiteren Codices. Zu den bedeutendsten Zeugnissen der bayerischen Buchmalerei aus dem frühen 11. Jahrhundert zählt der Eberhard-Psalter (Clm 7355), der für den Gebrauch im Gottesdienst angefertigt wurde und mit reichem und stilistisch ungewöhnlichem Buchschmuck aus 181 goldenen und silbernen Initialen, vier Zierseiten auf Purpurgrund sowie zwei ganzseitigen Miniaturen ausgestattet ist. In Südwestdeutschland entstand nach 1235 der Psalter aus Polling (Clm 11308), der durch einen dem Text vorangestellten umfangreichen Zyklus biblischer Szenen besticht und vermutlich zum Privatgebrauch für einen vornehmen Laien bestimmt war. Ein wichtiges Beispiel für Heiligendarstellungen in den Psalterinitialen, die im 13. Jahrhundert in Deutschland große Beliebtheit erlangten, stellt die im oberrheinischen Gebiet zwischen 1250 und 1260 entstandene, aus Kloster Nonnberg in Salzburg nach München gekommene Psalterhandschrift (Clm 15909) dar. Der Würzburger Psalter (Clm 3900), Hauptwerk der Würzburger Buchmalerei, ist einer der am reichsten und prächtigsten ausgestatteten Psalter des 13. Jahrhunderts und wurde vermutlich für eine hochstehende Persönlichkeit angefertigt. Ein weiteres Zeugnis für die Popularität der Psalter im 13. Jahrhundert liefert der im Umkreis Magdeburg gemalte Codex (Clm 23094). Seine Ausstattung weist eine Besonderheit der Psalterien auf, die mit Magdeburg in Verbindung gebracht werden können: einen sogenannten *hygienischen Zyklus* im Kalender, also seltene medizinische Kuren als Monatstätigkeiten, für die Monate Februar bis Mai. Nach der Blütezeit des 13. Jahrhunderts tritt das Stundenbuch immer mehr an die Stelle des Psalters. 

Eine wichtige deutschsprachige Psalterhandschrift (Cgm 82) wurde dann wieder im 15. Jahrhundert, 1484, in Augsburg in der Werkstatt von Johannes Bämler, illuminiert. Den Abschluss und eine Besonderheit der Ausstellung bilden fünf großformatige, bislang kaum bekannte, reich illuminierte Psalterhandschriften, die 1495 (Clm 4301), zwischen 1514 und 1517/18 (Clm 19201, 19202 und 19203) und 1583/84 (Clm 28999) in Bayern für die Verwendung im monastischen Chorgebet in verschiedenen bayerischen Benediktinerabteien entstanden und zum ersten Mal in einer Ausstellung in München zu sehen sind. 

Der Titel der Ausstellung ist dem abschließenden Resümee von Martin Luthers Vorrede zu seiner deutschen Übersetzung des Psalters entnommen: *Summa: willst  du die heiligen Christlichen Kirchen gemalt sehen mit lebendiger Farbe und Gestalt, in einem kleinen Bild gefasst, so nimm den Psalter vor dich, so hast du einen feinen, hellen, reinen Spiegel, der dir zeigen wird, was die Christenheit sei.* 
 
In der Ausstellung steht ein kostenloses Audioguide-System in deutscher Sprache zur Verfügung.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog zum Preis von 16,00 Euro:

Gemalt mit lebendiger Farbe : Illuminierte Prachtpsalterien der Bayerischen Staatsbibliothek vom 11. bis zum 16. Jahrhundert ; [Bayerische Staatsbibliothek, Schatzkammer, Ausstellung 23. März bis 26. Juni 2011] / [Katalog und Ausstellung: Claudia Fabian]. - Luzern : Quaternio Verlag, 2011 ; 127 S. : zahlreiche Illustrationen. - (Schatzkammer ; 2011)
Eine Online-Bestellung ist möglich:
http://www.bsb-muenchen.de/Ausstellungskataloge-und-mehr.265.0.html

Der Goldene Münchner Psalter erscheint als Faksimile-Edition beim Quaternio-Verlag Luzern. 

Öffnungszeiten: 
Montag bis Freitag 10-17 Uhr, Donnerstag 10-19 Uhr, Samstag/Sonntag 13-17 Uhr 
Geschlossen: Ostern (22.-25. April), Maifeiertag (1. Mai), Christi Himmelfahrt (2. Juni), Pfingsten (12./13. Juni), Fronleichnam (23. Juni) 
 
Eintritt frei 

Ort: 
Bayerische Staatsbibliothek, Schatzkammer, 1. Stock 
Ludwigstr. 16, 80539 München 
U3/U6, Bus 154, Haltestelle Universität




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Dr. Bettina Wagner
Abteilung fuer Handschriften und Alte Drucke Bayerische Staatsbibliothek Ludwigstr. 16
D-80539 Muenchen
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email: bettina.wagner at bsb-muenchen.de 
Tel. +89 / 28638-2982
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