[Mediaevistik] Brügge

Christian Bickel Christian.Bickel at t-online.de
Mi Jun 8 21:19:00 CEST 2011


Guten Tag,
ich weiß, dass ich mich mit meiner Frage an der Peripherie des
räumlichen und sprachlichen Bereichs dieser Liste bewege. Aber
vielleicht weiß doch jemand zufällig etwas über mein Problem:

Wann und wie sind die engen Verbindungen zwischen Brügge und
Skandinavien im Mittelalter entstanden?

Das Kloster Ter Doest bei Brügge nahm den Peterspfennig aus Skandinavien
zur Weiterleitung an den Papst entgegen. Erzbischof Jon Raude von
Nidaros (Trondheim) deponierte im Frühjahr 1281 20 Barren = 25 1/2 Pfund
Sterling Silber im Zisterzienser-Kloster Ter Doest bei Brügge - kurz
bevor er von König Erik nach Schweden vertrieben wurde und dort starb.

Bischof Johannes von Tournai, in dessen Bistum das Kloster lag, erlaubte
zwischen 1292 und 1299 sogar dem Bischof von Oslo, in diesem Kloster
Ordinationen vorzunehmen.

1300 ist der Erzbischof Jørund von Nidaros in Brügge und gestattet dem
Abt von Ter Doest, an Festtagen 20 Tage Ablass zu gewähren. Er durfte
offenbar dort ebenfalls bischöfliche Amtshandlungen vornehmen.

Die Kaufleute Laurentius Spinelli, Bancus Davantini und Perrozzus
Corsini saßen zu der Zeit in Brügge und Brüssel und hatten
Empfangsvollmacht für die Gelder, die der Papst aus Norwegen, Schweden,
Dänemark und weiteren Ländern zu bekommen hatte. Perrozzus war in Brügge
Repräsentant für das Handelshaus Alberti antiqui in Florenz, das ein
Haus in Brügge besaß. 
(Alles aus den Regesta Norvegica)

Flandern scheint also eine eine Sammelstation für den nordeuropäischen
Peterspfennig gewesen zu sein.

Aber das erklärt noch nicht die besonderen Beziehungen zu Trondheim und
dem dortigen Erzbischof.

In den mir zugänglichen skandinavischen Quellen habe ich nichts
gefunden. Auch die dortige Literatur stellt nur die Verbindung im 13. Jh
fest, aber nicht, wie es dazu kam. Aber die Wege von Textquellen in den
Archiven sind unerforschlich, und vielleicht gibt es irgendwo auf dem
Kontinent irgendetwas zu dem Problem.

Mit hoffnungsvollem Gruß
Christian Bickel


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