[Mediaevistik] Antw: Schließung der Bristoler Mediävistik

Markus.Wenninger at uni-klu.ac.at Markus.Wenninger at uni-klu.ac.at
Di Nov 2 10:36:58 CET 2010


Liebe Frau Lähnemann,
 
wenn auch nicht Germanist, so bin ich doch als Mediävist mit von dieser
Entwicklung (von der ich über den mediaevistik-Verteiler erfahren habe)
betroffen, um so mehr, als parallele Entwicklungen auch im Bereich der
Geschichte (besonders auch in Deutschland) feststellbar sind: das Kappen
der älteren Fachbereiche aus finanziellen Gründen und in der irrigen
Ansicht, man könne das heute Existierende erklären, indem man bloß die
Entwicklung seit dem 17. oder sogar erst seit dem 18. Jahrhundert
verfolgt, so, als sei alles Existierende damals ex nihilo plötzlich da
gewesen. Um so unbegreiflicher ist solches Verhalten, das nicht nur die
Germanistik und die Geschichte als akademische Fächer, sondern letztlich
ganz Europa von seinen Wurzeln abschneidet, wenn wir auf der anderen
Seite sehen, daß eben dieses Europa gleichzeitig auf der Suche nach
seiner gemeinsamen europäischen Identität ist, und daß der größte Teil
dessen, was diese Identität ausmacht, im Mittelalter (oder sogar noch
früher) entstanden ist.
 
Gerne können Sie diese Worte als Statement betrachten und ganz oder
teilweise verwenden, wie oder wo es Ihnen sinnvoll erscheint, und ebenso
können Sie meinen Namen in eine Zeitungsannonce einbauen (auch, falls
damit ein Kostenbeitrag verbunden sein sollte).
 
Mit freundlichen Grüßen
Markus Wenninger
 
 
 
Ao. Prof. Dr. Markus J. Wenninger
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Institut für Geschichte
Abteilung für Geschichte des Mittelalters und Historische
Hilfswissenschaften
Universitätsstraße 65
A-9020 Klagenfurt
Tel.: +43-463-2700-2223 (Sekret.: - 2206)
Fax:  +43-463-2700-2299
mobil: +43-650-288 51 51
e-mail: markus.wenninger at uni-klu.ac.at 

>>> Henrike Laehnemann henrike.laehnemann at newcastle.ac.uk> Sa, 30. Okt
2010 11:16 >> ( mailto:henrike.laehnemann at newcastle.ac.uk> )

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
auf die Gefahr hin, dass einige von Ihnen mehrfach diese unangenehme
Email erhalten, schicke ich die Informationen, die ich gerade an die
Mitglieder der Wolfram-Gesellschaft geschrieben habe, auch an die
Mediävistik-Liste, denn sie betrifft nicht nur die germanistische
Mediävistik:
Letzte Woche ist Dr. Anne Simon, die vielen von Ihnen durch Ihre
Beiträge zu verschiedenen Anglo-Deutschen Kolloquien, zur
Nürnberg-Forschung, zur Reiseliteratur und vielem mehr bekannt sein
dürfte, knall auf Fall gekündigt worden – eine sogenannte „compulsory
redundancy“ als Gegensatz zum „freiwilligen“ vorzeitigen Gehen. 
Die offizielle Begründung des Dekans im Schreiben lautete, dass es im
langfristigen Interesse der Germanistik in Bristol sei, Mediävistik und
frühe Neuzeit abzubauen („the Faculty needs to save money and it has
been decided that it is in the best long-term interest of the German
Department to divest it of its mediaeval/early-modern component. “)   
Dr Elizabeth Andersen und ich koordinieren ein formelles
Protestschreiben der britischen Mediävistinnen und Mediävisten an den
verantwortlichen Dekan der Artistenfakultät (einen klassischen
Philologen!) und hätten dafür gern so viel wie möglich Rückendeckung
gerade aus der deutschen und internationalen Germanistik. 
Ich würde daher Sie um Meldungen an meine email-Adresse zu zweierlei
bitten:
1.       um unterstützende Statements, die gerade auf die
Forschungsleistung von Anne Simon hinweisen. Gerne auch auf Deutsch,
Französisch… um die internationale Dimension des Protestes zu
unterstreichen! Die enge Vernetzung der Mediävistik war immer eine
besondere Stärke, die in Zeiten der Internationalisierung der
geisteswissenschaftlichen Forschungslandschaft von besonderer Bedeutung
ist.
2.       ob Sie bereit sind, dass Ihr Name in einer Zeitungsannonce in
einer britischen Tageszeitung (wahrscheinlich Guardian) genannt wird.
Wenn Sie direkt an den Dekan Prof. Martindale (
mailto:c.a.martindale at bristol.ac.uk ) schreiben wollen, ist das
selbstverständlich auch willkommen – und natürlich auch an Anne Simon (
mailto:a.simon at bristol.ac.uk ) selbst. Die Zeit drängt – am Montag
will eine Journalistin vom Guardian einen Artikel schreiben, der am
Dienstag veröffentlicht werden soll.
In der Hoffnung auf einen vielstimmigen, kräftigen Appell, der die
Lebendigkeit und den traditionell guten Zusammenhalt der Mediävistik
über die Landesgrenzen hinweg zeigt, grüßt herzlich aus dem
herbstlich-sonnigen Northumberland
Henrike Lähnemann

Prof. Henrike Lähnemann
Chair of German Studies ( http://ncl.ac.uk/sml/german )
School of Modern Languages, Newcastle University, GB - NE1 7RU
Newcastle upon Tyne 
Room: OLB 6.23, Tel.: 0044 191 2227513, email (
mailto:henrike.laehnemann at ncl.ac.uk )
Website ( http://www.staff.ncl.ac.uk/henrike.laehnemann/ ) * Medingen (
http://research.ncl.ac.uk/medingen/ ) project * Medieval and Early
Modern Studies ( http://research.ncl.ac.uk/mems ) @ Newcastle * WIGS (
http://www.wigs.ac.uk/ )
 
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