[Mediaevistik] Nagelung bzw. Bannung von Büchern o.ä.
Dr. Sven Limbeck
limbeck at hab.de
Fre Mai 22 10:45:56 CEST 2009
Lieber Herr Kurth,
vielleicht ist der Fall des Codex Ragyndrudis singulär (eher müsste man
dann nach "friesischen Gepflogenheiten" fragen). Bei aller Vorliebe der
mittelalterlichen Kultur an symbolischen Handlungen sind mir (mit
Ausnahme der Verbrennung, die aber auch in viel späterer Zeit erst
erscheint) "Bücherbestrafungen" nicht bekannt. Die Symbolkraft des
Nagelns von Büchern lässt sich aber aus jüngerer Zeit belegen: Rolf
Engelsing, Die Nagelung des Buches, in: Philobiblon 11, 1967, S. 283-290
referiert die Nagelung eines Buches an einen Baum durch Goethe. Zu
"Kreuzigungen" von Büchern scheint es im Zusammenhang mit der
Bücherverbrennung 1933 gekommen zu sein; vgl. Werner Link:
Schriftsteller und Politik in Deutschland, Düsseldorf 1979, S. 102.
Beste Grüße,
S. Limbeck
Am 21.5.2009 21:48 schrieb Ruediger-Kurth at gmx.de:
> Liebe Liste,
>
> kann mir jemand Hinweise auf die "Bannung" bzw. "Nagelung" von Büchern im
> Mittelalter geben?
>
> Im Zusammenhang mit der Ermordung des Bonifatius 754/755 untersuche ich
> gerade die Beschädigungen des Codex Ragyndrudis, den Bonifatius im Moment
> seines Todes eventuell bei sich hatte und der an seinen Seiten Spuren
> einer
> Nagelung aufweist. Mir sind "Nagelsteine" ebenso wie die "Nagelung" bzw.
> "Bannung" von Toten bekannt, aber zu Büchern direkt habe ich im Moment
> noch nichts gefunden.
>
> Vielen Dank im Voraus.
>
> Rüdiger Kurth
--
Dr. Sven Limbeck
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