[Mediaevistik] kleines uebersetzungsproblem

Seelbach seelbac at uni-muenster.de
Mit Dez 2 20:50:48 CET 2009


Lieber Herr Stock,

Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten nach BMZ, Lexer und DWB: ûzen 
... ligen wäre mit a) örtlich: "da lag ich darnieder ... außerhalb/außer 
Landes". Die zweite (b zeitlich) halte ich für sicher, da Götz die 
Ortsangabe "zu Lanndsshut" gleich mit "außen (gelegen)" hätte versehen 
können, nicht erst nach der Zeitangabe "vmb fastnacht": "ûzen" wird hier 
also gebraucht im Sinne von "aushin", 'hinaus' (DWB 1,887); zu den 
Bedeutungen vgl. "hinaus" (6) in DWB 10,1392: Zeitdauer, dazu "um" B2, 
DWB 3,767. Der weitergehende Gebruach des 16. Jahrhunderts zur Angabe 
auch der ungefähren Dauer ist uns heute abhanden gekommen und 
unverständlich. Aber es ist gut vergleichbar mit dem zahlreich belegten 
"bis um Mitternacht hin" (verschiedene Autoren des 18. u. 19. Jh. in 
books google rasch nachzuweisen). Und Ferdinand Freiligrath hat eine 
Formulierung, die eine Lösung verspricht: "dir Schlußszene zog sich ... 
bis um Mitternacht hinaus"! (Freiligrath, Sämtliche Werke, Bd. 1, 1838, 
S. 77). Also hier mein Übersetzungsvorschlag:
"da lag ich zu Landshut darnieder, bis hinaus um die Fastnachtszeit." 
(heute sagt man wohl eher "bis hinein in").

Mit besten Grüßen,  U. Seelbach


Markus Stock schrieb:
> Hallo
> Gibt es jemanden die/der mir mit einem Uebersetzungsproblem fuer eine  
> Veroeffentlichung helfen kann?
>
> Es handelt sich um Goetz' von Berlichingen Lebensbeschreibung, ed.  
> Ulmschneider, S. 77, der Abschnitt nach seiner Handverletzung.
> Vnnd von der zeitt ann, am sonntag nach sanct Jacobstag (23. Juni  
> 1504), da bin ich zu Lanndsshut gelegenn, biss vmb faschnacht aussenn.
> Ich verstehe das Wort aussenn am Ende des Satzes nicht. Heisst das bis  
> zum Ende der Fastnacht? Die Uebersetzung von Karl Mueller (Reclam), S.  
> 30, schreibt lediglich bis zu Fastnachten.
> Danke!
> Markus Stock
>
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>
>