[Mediaevistik] Altbairisch??

Henriette Fiebig henriette.fiebig at snafu.de
Mon Jun 9 03:10:55 CEST 2008


On 09.06.2008, at 00:17, Peter Wengel wrote:

Lieber Herr Wengel,

nichts liegt mir ferner, als hier die Kollegen in Verzweiflung oder  
Verwirrung zu stürzen :)) Ich fürchte, in diesem Fall war ich einfach  
nicht gut genug ausgestattet mit Literatur: Ich habe nämlich nur eine  
Althochdeutsche Kurzgrammatik von Braune/Ebbinghaus und die sprechen  
zwar von bairisch, nicht aber von altbairisch. Und in der  
backsteindicken Mittelhochdeutschen Grammatik von Paul/Wiehl/Grosse  
ists ganz genauso (oder ich hab was übersehen).

> Fraglich bleibt, ob 'bairisch' die Sprache der 'Bajuwaren' war. Das  
> hängt davon ab, wer - und da sind Fragen wirklich angebracht - denn  
> die Bajuwaren waren. Das ist in der Tat eine wohl bislang  
> umstrittene Frage, die aber muss man den gemeinen Historikern  
> stellen. Ob jene postulierte Ethnogenese im 6. Jahrhundert oder  
> wann oder wo auch immer stattfand, ist ebenfalls eine Frage an die  
> Historiker...

Dann mache ich mal auf die Suche nach Kennern der Bajuwaren :)  
Zumindest meine erste Frage „gibt es Altbairisch als  
sprachwissenschaftlichen Terminus“ ist ja eindeutig und positiv  
beantwortet.

> Historiolinguistisch (so nennt man dies wohl nun) gibt es bis 1050  
> (und auch darüber hinaus) sprachliche Charakteristika, die eine  
> Zuordnung zum Bair (Altbair.) erlauben (die wirklichen Experten  
> werden berechtigt  Einspruch erheben, aber das sog. 'Othlos Gebet'  
> ist ja etwa Mitte des 11. Jh.s niedergeschrieben, wäre so gesehen  
> ein Beispiel für das Ende der ahd. Epoche) .  Diese Charakteristika  
> grenzen den Sprachraum ab vom Alem., Rheinfränk. etc. Es ist die  
> Bezeichung eines Sprachraums/Dialekts, und nicht etwa die einer  
> "Gesinnung". Es hat also nichts, aber auch gar nichts mit  
> "bajuwarischer Literatur" dieser Art zu tun.

Das habe ich mir auch gedacht. Ich schätze, daß mein bajuwarischer  
Lokalpatriot da ein bisschen übers Ziel hinausschiesst … aber ich  
werde wohl noch ein paar Tage zähe Verhandlungen mit dem führen  
müssen, um die Sache wirklich ergründen zu können. Immerhin konnte  
ich ihn schon überzeugen, daß die genannten Textstücke keinen Hinweis  
auf eine speziell „bajuwarische Religion“ beinhalten ;)

> Das im Artikel versucht wird, eine "explizit bajuwarische  
> Literatur" zu etablieren, ist mir beim Lesen entgangen -  das wäre  
> aus meiner  Sicht tatsächlich ein Grund für ein Veto. Ich werde  
> wohl also all die korrespondieren Artikel lesen müssen...?

Wenn sie mögen, dann tun sie sich das an :) Interessanter sind in  
solchen Sachen allerdings immer die zu den Artikeln gehörenden  
Diskussionsseiten: Da hat man dann sehr ungefiltert die Meinung eines  
Autors vor sich … und ausgesprochen ausführlich. Wenn sie also mal  
zwei Stunden Zeit haben, dann lesen sie das ruhig :)

> Ich weiß gerade nicht, ob das alles hier wirklich hilfreich ist...

Es ist wie bei einem Puzzle: Jeder Beitrag und jedes Puzzle-Teilchen  
hilft, um ein ganzes Bild zu bekommen :) Insofern sind Sie mir bei  
der Aufklärung dieser Sache schon sehr hilfreich!

Beste Grüße

Henriette Fiebig