[Mediaevistik] hausbücher der landauerschen zwölfbrüderstiftung

Christine.Sauer at stadt.nuernberg.de Christine.Sauer at stadt.nuernberg.de
Mon Dez 1 08:23:38 CET 2008


Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

seit Januar 2008 fördert die DFG ein in Kooperation von Stadtbibliothek Nürnberg und Germanischem Nationalmuseum Nürnberg durchgeführtes Projekt, das die vollständige Digitalisierung und Erschließung einer der wertvollsten Bildquellen zur Handwerksgeschichte vom 15. bis in das frühe 19. Jahrhundert zum Thema hat: die Hausbücher der Mendelschen und der Landauerschen Zwölfbrüderstiftungen. 

Ich möchte Sie hiermit darauf hinweisen, dass ein Teil der in der Stadtbibliothek Nürnberg aufbewahrten Handwerkerdarstellungen bereits im Netz recherchierbar ist: Mit einer "Beta-Version" der Datenbank wurde das bisher fast unbekannte Hausbuch der Landauerschen Zwölfbrüderstiftung zugänglich gemacht:

www.nuernberger-hausbuecher.de

Zum Abschluss des Projekts im Februar 2009 soll auch das ältere Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung in derselben Form angeboten werden - konstruktive Hinweise zur Verbesserung des Internet-Angebots nehmen wir gerne noch auf!

Im frühen 16. Jahrhundert gründete der Montanunternehmer Matthäus Landauer in Anlehnung an eine ältere Stiftung des Conrad Mendel ein zweites Nürnberger "Zwölfbrüderhaus", ein "Altenheim" für zwölf bedürftige Handwerker mit Nürnberger Bürgerrecht. Auch in der Landauerschen Zwölfbrüderstiftung wurde seit 1511 ein "Hausbuch" geführt: Jeder der als "Brüder" bezeichneten Handwerker wurde mit einem ganzseitigen Bildnis porträtiert. Bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit wuchs die Handschrift auf einen Umfang von 454 Bild- und Textseiten mit über 450 Bildnissen der Handwerker und Stiftungspfleger. Die Darstellungen zeigen die Brüder vorwiegend in Ausübung ihres Berufes, mit kennzeichnenden Herstellungsverfahren, typischen Werkzeugen, Werkstattausstattungen, Werkstoffen und Erzeugnissen, motivisch detailliert und von großer, unmittelbarer Authentizität. Jeweils beigeschrieben wurden zunächst nur Name und biografische Daten des Bruders und in späteren Jahrhunderten aussagekräftige Kurzbiografien. Im Gegensatz zum viel bekannteren Hausbuch aus der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung blieb das Hausbuch der Landauerschen Zwölfbrüderstiftung bisher nahezu unbeachtet.
Die Datenbank hält nun nicht nur die Bilder bereit; dank der hinterlegten Texte können die unterschiedlichsten in den kolorierten Federzeichnungen dargestellten Details abgefragt werden. Gesucht werden kann nach den Namen der Handwerker, ihren Lebensdaten, ihren Krankheiten und Todesursachen, ihren Aufenthaltsdaten in der Stiftung, den Berufen sowie den im Bild dargestellten Geräten, Werkzeugen, Erzeugnissen und Produkten. Bis Ende des Jahres folgen die über 700 Handwerkerdarstellungen aus dem umfangreicheren "Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderdarstellung". Damit werden die beiden kultur- und sozialgeschichtlich einzigartigen Handschriften erstmals in Kürze vollständig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie bieten einen detaillierten Einblick in das Leben einer ansonsten wenig gewürdigten Bevölkerungsschicht und repräsentieren ein Musterbeispiel der sozialen Altersfürsorge.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Christine Sauer
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