[Mediaevistik] BSB: Projekt Codices iconographici abgeschlossen

Bettina Wagner Bettina.Wagner at bsb-muenchen.de
Mit Apr 9 11:18:06 CEST 2008


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

auf das seit kurzem abgeschlossene Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek zur Katalogisierung und Digitalisierung der frühneuzeitlichen Codices iconographici ("Bilderhandschriften mit keinem oder bloß erklärendem Text") darf ich Sie hiermit noch einmal hinweisen:
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/laufende_projekte.htm 
bzw. direkt:
http://mdzx.bib-bvb.de/codicon/start.html 

Im Rahmen des Projekts wurden insgesamt 117 Handschriften des 15. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts erschlossen und vollständig in digitalisierter Form im Internet bereitgestellt. Über den Restbestand des Fonds, der derzeit etwa 550 Objekte umfaßt, informieren Kurzbeschreibungen, zum Großteil auf der Basis des Repertoriums, das Johann Andreas Schmeller am Anfang des 19. Jahrhunderts anlegte.

Die Beschreibungen wurden von Dr. Marianne Reuter erstellt, die den Bestand auf der Projektseite wie folgt charakterisiert:

"Die Entstehungszeit dieser "Realienkunde" in Bildern liegt zwischen dem 15. und dem 20. Jahrhundert mit dem Schwerpunkt zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert. Die Entstehungsorte sind selten nachgewiesen. Hinsichtlich der Provenienz bilden hier wie generell im Handschriftenbestand der BSB die fürstlichen Büchersammlungen an den Höfen in München (circa 30) und Mannheim (circa 60) den Grundstock des Fonds. Einige der ältesten Stücke gehören bereits zum Urbestand der im Jahr 1558 von Herzog Albrecht V. von Bayern gegründeten Hofbibliothek in München. Das sind vor allem das von ihm in Auftrag gegebene Kleinodienbuch Cod.icon. 429 und andere Werke, aber auch 18 Bände aus der 1571 von Herzog Albrecht V. aufgekauften Bibliothek Johann Jakob Fuggers aus Augsburg, die ihrerseits die Bibliothek Hartmann Schedels aus Nürnberg enthielt. Unter den Mannheimer Stücken stammen 4 aus der kurpfälzischen Bibliothek in Düsseldorf und 7 aus der Büchersammlung des Florentiner Humanisten Petrus Victorius (gest. 1585) und seiner Nachfahren, die Kurfürst Karl Theodor 1779 in Rom für Mannheim erworben und nach dem Zusammenfall der beiden wittelsbachischen Teillinien schon spätestens 1783 nach München geholt hatte. Der Rest der Bibliothek wurde unter großem Protest der Mannheimer auf Befehl des Kurfürsten Max IV. Joseph endgültig 1803 mit den Münchner Beständen vereint.

Nachzuweisen sind ferner um die 20 Stücke klösterlicher Provenienz und 6 aus der Stadtbibliothek Regensburg, die nach der Säkularisation im Zuge der Neuordnung Bayerns in die Hofbibliothek kamen. Aus den gezielten Zukäufen des 19. Jahrhunderts stammt ein Band aus der auf Orientalia spezialisierten Sammlung Quatremère aus Paris und 3 aus der Sammlung des Augsburger Bankiers Paul Joseph von Cobres. Unter den Vorbesitzern und Nachlassern sind zu nennen Andreas Felix Oefele, Anton Johann Lipowsky, Maximilian Joseph Graf Montgelas, die Südamerikaforscher Johann Baptist Spix und Carl Friedrich Philipp von Martius, die Architekten Haller von Hallerstein und Friedrich von Gärtner. Zwangsläufig ergeben sich daher für einige Objekte aus dem 19. Jahrhundert Überschneidungen und Verbindungen mit dem Nachlaßbestand der BSB (Klenziana, Schlagintweitiana, Zieblandiana)."

Einige herausragende Beispiele dieses ungewöhnlichen Fonds, darunter die Globen Philipp Apians, können derzeit auch in der Jubiläumsausstellung der BSB im Original betrachtet werden und sind im Ausstellungskatalog beschrieben, vgl.
http://www.450jahre-bsb.de/

Mit freundlichen Grüßen
Bettina Wagner



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Dr. Bettina Wagner
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Inkunabelkatalog der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB-Ink) online: 
http://mdz1.bib-bvb.de/cocoon/bsbink/start.html
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IFLA Rare Books and Manuscripts Section:
http://www.ifla.org/VII/s18/index.htm
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Programm zum 450jährigen Jubiläum der BSB:
http://www.450jahre-bsb.de/