[Mediaevistik] Editions-Workshop - Call for Abstracts

Patrick Sahle sahle at uni-koeln.de
Fre Jan 19 17:08:04 CET 2007


[ein Auftragsforward, mit der Entschuldigung für eventuellen Mehrfachempfang]

Call for papers
(http://www.zfms.uni-koeln.de/veranstaltungen/editionen.php)

"... ist nit getruckt!   Mediävistische Editionen als Herausforderung"

Workshop, 13.-14. Juli 2007, Universität zu Köln

Die theoretische Debatte um die spezifisch mittelalterlichen Bedingungen von
Textproduktion und -rezeption sowie um die damit verbundenen Konzepte von
Autorschaft, Autorität und Authentizität hat in den vergangenen Jahrzehnten
eine Vielfalt neuer editorischer Ansätze hervorgebracht. Das Spektrum reicht
von der Überlieferungsgeschichtlichen Methode über New und Material Philology
bis hin zu digitalen Texteditionen. Gegenüber der traditionellen Textkritik
weisen diese neuen Ansätze eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf, denen die
Erkenntnis zugrundeliegt, dass sich unser modernes Verständnis von Autorschaft
nicht ohne Weiteres auf die mittelalterlichen Verhältnisse Übertragen lässt.
Der Versuch, durch Eliminierung von 'Fehlern' der Texttradierung ein möglichst
autornahes Original ­ also  d e n  Text ­ zurückzugewinnen, wird deshalb durch
ein methodisches Vorgehen ersetzt oder ergänzt, das die Textgeschichte entweder
in den Vordergrund stellt oder zumindest stärker berücksichtigt. Diese
Perspektivverschiebung ermöglicht es, die Varianz der Texte nicht mehr nur als
unzulässige Abweichung von einem in den meisten Fällen nicht mehr zugänglichen
Original wahrzunehmen, sondern als legitimes Zeugnis einer produktiven
Textaneignung und -umformung durch die Redaktoren. Die Erforschung der
kontinuierlichen mouvance der Texte wird dabei ergänzt durch Überlegungen zur
jeweils spezifischen sozialen und kulturellen Verortung der einzelnen
Handschriften, die manche Eingriffe in den Textbestand zu erklären vermag (so
zum Beispiel, wenn sich die funktionale Einbindung einer Handschrift in eine
bestimmte monastische Reformbewegung nachweisen lässt).

Diese Gemeinsamkeiten sollten allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß die
theoretischen Prämissen der neu entwickelten editorischen Ansätze
unterschiedlich sind. So liegt etwa der Material Philology ein anderer
Textbegriff zugrunde als der Überlieferungsgeschichtlichen Methode, insofern
erstere der materiellen Bindung des geschriebenen Wortes - und damit den
einzelnen Kodex - eine sehr viel größere Bedeutung beimißt. Der Zuwachs an
Möglichkeiten digitaler Erschließungs- und Publikationsformen schließlich hat
die Diskussion um Ziele und Methoden der editorischen Praxis verschärft.

Wie sich der konkrete editorische Einzelfall innerhalb der Wechselbeziehungen
zwischen materieller Überlieferung, abstrakten Textbegriffen und zunehmend
transmedialen Verarbeitungsweisen textueller Informationen darstellt, soll
daher eine Kernfrage des Workshops bilden, den das Zentrum für
Mittelalterstudien der Universität zu Köln am 13. und 14. Juli 2007 im Alten
Senatssaal veranstaltet. Insbesondere Nachwuchswissenschaftler aus dem Kölner
Raum, gerne aber auch von auswärts, sind dazu aufgerufen, die methodischen
Grundlagen, Probleme und Lösungsvorschläge ihrer aktuellen Editionsprojekte in
einem 30-minütigen Vortrag darzulegen und anschliessend zur Diskussion zu
stellen. Das Spektrum soll nach Möglichkeit Philologen, Historiker,
Kunsthistoriker und Philosophen umfassen, um einen breiten Einblick in die
editorischen Ansätze unterschiedlicher Fachbereiche zu gewinnen.


Bitte schicken Sie Ihr Abstract (höchstens eine Seite) bis zum 10. März 2007
entweder (1.) als Ausdruck & digitale Version per Post an: Thomas-Institut der
Universität zu Köln, zu Händen von Franz Fischer / Lydia Wegener,
Universitätsstraße 22, 50923 Köln, oder (2.) per e-mail an
franz.fischer at uni-koeln.de oder an wegenerl at uni-koeln.de.


--
Zentrum für Mittelalterstudien (ZfMs)
Universität zu Köln
zfms at uni-koeln.de
http://www.zfms.uni-koeln.de