[Mediaevistik] zwei Prosafassungen von Verserz ä hlungen?

Michael Stolz michael.stolz at germ.unibe.ch
Mit Dez 5 23:15:22 CET 2007


Liebe Liste,

am Ende der Münchener Wolfram-Handschrift Cgm 19 finden sich drei
Prosaeinträge, von denen der erste der Verserzählung 'Der nackte Bote' des
Strickers entspricht.

Möglicherweise gibt es auch zu beiden anderen Einträgen entsprechende
Versfassungen. Ich gebe unten Zusammenfassungen der Texte und wäre für
Hinweise dankbar, falls jemand in der Runde entsprechende Verserzählungen
kennt:


Eintrag 2:

Incipit "Iz sanch ein munich von etle d(a ze?)
wazzerpurch". 
Erzählt wird die Geschichte eines ertrunkenen Bürgers "in der stat"
(Wasserburg), der in der Todesstunde die Geistlichen bittet, zu seinem
Gedächtnis (in der Seelenmesse) jeweils zu erwähnen, dass er eine
"ertrunchene sele" sei. Das Ansinnen des Sterbenden aber wird mit dem
Hinweis abgelehnt, dass Gott im Wasser gleich gnädig sei wie zu Lande, denn
die menschliche Seele entfahre dem Wasser geradeso wie der 'Flatus'
einer Frau dem Bade. Das ruft eine Frau namens Hilde auf den Plan,
die sich gegen diesen misogynen Klerikerwitz mit der Bemerkung
verwahrt, dass sich ein Mann bei solchen Blähungen nicht minder
besudle ("besule").


Eintrag 3:

Dieser Eintrag bricht bald nach dem Beginn ab; darüber hinaus sind die
angeführten Namen aufgrund der schlechten Lesbarkeit
nicht immer klar erkennbar: Ein Ritter (poppe von ...), beklagt sich
bei einem Herzog (lud ewige) darüber, dass ihm wer(nar?)t von le-
wenperch einen Rock gestohlen habe. Mehr als diese Ausgangssi-
tuation ist nicht erkennbar.




Mit besten Grüssen

Michael Stolz

-- 
Prof. Dr. Michael Stolz
Universität Bern
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