[Mediaevistik] Lalebuch und ein "Lügenanhang"?
Sabine Seelbach o. Ulrich Seelbach
seelbac at uni-muenster.de
Mon Aug 20 17:33:21 CEST 2007
Liebe Frau Fiebig,
Der Lügenbuch-Anhang wird in den "Lalebuch"-Ausgaben stets weggelassen.
Eine Ausnahme: Der Reprint des Lalebuchs von 1597 durch Werner
Wunderlich (LIT 87 im Kümmerle-Verlag 1982). Dort ist der auf dem
Titelblatt des Lalebuchs angekündigte Titel auch zu finden "Die newe
Zeitungen auß der gantzen Welt/ findestu zu Ende dem Lalebuch
angehengt." Es handelt sich um eine Versdichtung mit lauter neuen
"Zeitungen", die jedoch allesamt Lügenmärlein sind (1089 Verse), sicher
vom Autor des Lalebuchs selbst. Seite 43 des Anhangs, Vers 924 ff. heißt
es (über Indien und seine Wunder):
Es hat Immen in aller maß.
Daselbsten/ wie die Schaaff so groß
Allerdings sollen die Bienenkörbe nur so groß sein wie hierzulande. Auf
die skeptische Frage, wie sie dann hinein und heraus kommen, wenn sie so
groß sind, reagiert der Lügner ungehalten: Ich hab es selbst gesehen,
aber wie sie es anstellen, das lasse ich ihre (der Bienen) eigne Sorge
sein. Der Ausdruck "Der Bien muß" ist aber an dieser Stelle nicht zu finden!
Wenn Sie noch mehr erfahren wollen, finden Sie etwas in meinen Beitrag
im Eulenspiegel-Jahrbuch 1999: "Die newe Zeitungen auß der gantzen Welt
- der Anhang des Lalebuchs und die Logik der Lügendichtung".
Beste Grüße, Ulrich Seelbach
Henriette Fiebig schrieb:
> Ich habe noch nicht die Lalebuchausgabe von Wunderlich angesehen und
> daher mag mir ein erhellender Kommentar oder Hinweis entgangen sein.
> Trotzdem die Frage an die geehrten Fachwissenschaftler: Was mag denn
> Richter mit dem „Lügenanhang“ gemeint haben? Oder (vielleicht
> simpler): Wo finde ich die Story mit den lämmergroßen Bienen im
> Lalebuch?
>