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</head><body bgcolor="#ffffff" text="#000000" style="word-wrap: break-word; -webkit-nbsp-mode: space; -webkit-line-break: after-white-space; ">
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br>
<br>
mit dieser Mail möchte die Universitätsbibliothek Wien (FB
Musikwissenschaft) eine
Revision der Klasse Musikwissenschaft in der RVK anregen.<br>
<br>
Unsere Bibliothek ist noch kein Anwender der RVK. Wir stehen am Ende
eines Evaluierungsprozesses für die Einführung einer Klassifikation,
dessen Ergebnis eine überarbeitete RVK als geeignetste Lösung
ausgewiesen hat. Für die positive RVK-Entscheidung ist eine solche
Überarbeitung allerdings auch unabdingbar: Unsere Bestände bestehen zu
einem Drittel (10.000-15.000 Titel) aus vergleichend-systematischer
Literatur. Wie vielen Anwendern der RVK bekannt ist, ist gerade
dieser Bereich seit Jahrzehnten praktisch unüberarbeitet und wird daher
weder dem Literaturaufkommen der jüngeren Vergangenheit noch dem
Forschungsstand gerecht: Popular- und Jazzmusikforschung sind als
eigene Forschungszweige in der Systematik kaum wahrnehmbar und gehen in
insgesamt nur 10 Klassen auf. Der Bereich Ethnomusikologie
("Musikalische Volks- und Völkerkunde") ist darüber hinaus begrifflich
("Schwarzafrika")&nbsp; wie konzeptuell (etwa in Form einer Unterscheidung
zwischen afrikanischer Musik und europäisch beeinflusster
afrikanisch-europäischer Mischmusik) veraltet. Auch die Systematische
Musikwissenschaft zerfällt in relativ unsystematisch aneinandergereihte
Klassen am Ende des Sachteils. Die RVK Musikwissenschaft leidet also
deutlich in puncto Aktualität und Fachgerechtigkeit.<br>
<br>
Es hat
sich herausgestellt, dass auch unter RVK-Anwendern und in
Regensburg diese Desiderata klar wahrgenommen werden -- und dass
die Gelegenheit, die RVK Musikwissenschaft zu überarbeiten, selten so
günstig war wie jetzt.<br>
<br>
Im musikwissenschaftlich-bibliothekarischen Bereich finden nämlich zu Zeit große Bewegungen statt:<br>
<ul>
  <li>Die musikwissenschaftlichen Bestände aus Erlangen und Bamberg
werden nächstes Jahr nach Würzburg übersiedelt und nach RVK
aufgestellt. Im Falle von Bamberg handelt es sich um einen Standort mit
einer Professur für Ethnomusikologie, die ebenfalls nach Würzburg
übersiedelt und demnächst neu besetzt werden wird. Ethnomusikologische
Bestände sind also vorhanden und werden auch weiterhin wachsen.</li>
  <li>Die musikwissenschaftlichen Neuzugänge der UB Innsbruck werden
aber Januar nach RVK aufgestellt. Auch dort läuft gerade ein
Bewerbungsverfahren für eine Professur mit Schwerpunkt musikalische
Ikonographie und Popularmusik. Einschlägige Zuwächse sind also auch in
Innsbruck zu erwarten.</li>
  <li>Die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern stellt seit knapp
zwei Jahren ihre Bestände auf RVK um. Dort wird die RVK im Bereich Jazz
und Popmusik als nicht mehr ausreichend wahrgenommen, was schon vor
einigen Monaten zum Vorschlag einer Überarbeitung geführt hat.</li>
  <li>Die FU Berlin ist ebenfalls an einer Überarbeitung interessiert:
Nachdem die Bibliotheken Musikwissenschaft, Vergleichende
Musikwissenschaft und Theaterwissenschaft zusammengefasst wurden,
werden dort Neuerwerbungen in RVK systematisiert. Ob Altbestände
ebenfalls in die allgemeine RVK-Strategie der FU mit einbezogen werden,
ist noch nicht klar. Falls ja, sind weitere 50.000 Titel mit
Schwerpunkt vergleichend-systematische Musikwissenschaft nach RVK zu
klassifizieren.</li>
  <li>Und schließlich unsere FB Musikwissenschaft in Wien, die aufgrund
des breiten Spektrums des Angebots (2 ordentliche Lehrstühle für
Musikgeschichte, je einer für Ethnomusikologie und Systemtatische
Musikwissenschaft) ebenfalls auf eine überarbeitete RVK
Musikwissenschaft angewiesen ist.</li>
</ul>
<br>
In den nächsten Jahren ist also in mehreren Bibliotheken mit deutlichen
Zuwächsen in Bereichen der RVK zu rechnen, die bisher wenig benötigt
wurden. All diese Bibliotheken sind damit auf eine Überarbeitung der
RVK Musikwissenschaft angewiesen, wenn sie ihre Bestände fachgerecht,
effizient und nicht zuletzt nutzerfreundlich klassifizieren wollen (je
nach Entscheidung in Wien und in Berlin kann man die Zahlen zwischen
50.000 und 200.000 neu zu klassifizierenden Titeln eingrenzen).<br>
<br>
Daher wollen wir mit dieser Mail eine möglichst zügige, kooperative
Überarbeitung der RVK anregen. Naoka Werr und Christopher Dagleish aus
Regensburg haben bereits ihre volle Unterstützung in der Sache
zugesagt. Die jahrzehntelangen Erfahrungen einzelner RVK-Anwernder sind
dabei natürlich von besonderem Wert und in diesem Sinne laden wir Sie herzlich zu einem Meinungs- und Erfahrungsaustausch ein.<br>
<br>
Uns ist bewusst, dass eine größere Überarbeitung Zeit und Energie
kostet; da man sie aber auf Dauer ohnehin nicht vermeiden wird können,
wenn man die Konkurrenzfähigkeit der Systematik erhalten will,
erscheint es ökonomisch, sie angesichts der anstehenden Veränderungen <i>gerade
jetzt</i> anzugehen. Lohn wäre die Erfüllung eines in der
bibliothekarisch-musikwissenschaftlichen Landschaft weit verbreiteten
Bedürfnisses, nämlich dem nach einer aktuellen, deutschsprachigen,
verbundfähigen Fachsystematik. In diesem Sinn würde es uns freuen, von
Ihnen zu hören!<br>
<br>
Vielen Dank und herzliche Grüße aus Wien,<br>
Benedikt Hager<br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp; <br>
<pre class="moz-signature" cols="72">-- 
Mag. Benedikt Hager
FB Musikwissenschaft
Spitalgasse 2, Hof 9
1090 Wien
T: +43-1-4277-167 80

</pre>



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