<!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 4.0 Transitional//EN">
<HTML><HEAD>
<META content="text/html; charset=ISO-8859-1" http-equiv=Content-Type>
<META name=GENERATOR content="MSHTML 8.00.6001.19019"></HEAD>
<BODY style="FONT-FAMILY: Arial; COLOR: #000000; FONT-SIZE: 10pt" id=role_body bottomMargin=7 leftMargin=7 rightMargin=7 topMargin=7><FONT id=role_document color=#000000 size=2 face=Arial>
<DIV>
<DIV>Guten Morgen Herr Bickel,</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>zu Ihrer Frage der klerikalen Beziehungen zwischen Norwegen und dem
Raum Brügge im ausgehenden 13. Jahrhundert lassen sich m.E. zwei Komplexe
bilden:</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>1. Finanzbeziehungen </DIV>
<DIV>Brügge war tatsächlich ein zentraler Hinterlegungsort päpstlicher
Einnahmen. Das hatte logistische und sicherheitsrelevante Gründe, es lagen
diesen Hinterlegungsbestimmungen päpstliche Erlasse zugrunde. "<EM>Die
nordischen Steuern, über die Nordsee kommend, ebenso die der östlichen Reiche,
die, der Richtung des Hansehandels folgend, teils zu Schiff, teils durch Wechsel
übermittelt wurden, fanden in <SPAN class=gstxt_hlt>Brügge </SPAN>ihre
Depositare</EM>" und exemplarisch "<EM>Johann Muscato, Archidiakon zu Breslau
und Kollektor des Peterspfennigs, sollte das Geld an ihre Agenten in <SPAN class=gstxt_hlt>Brügge </SPAN>schicken</EM> [Potthast # 22556]" hier
zitiert aus dem Beitrag von Georg Schneider "Die finanziellen Beziehungen
der florentinischen Bankiers zur Kirche von 1285 bis 1304" (in: Gustav Schmoller
[Hrsg.] Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen Bd. 17 Heft 1
Leipzig 1899 Vorwort VII-VII S. 1-72 mit passim. Bezug auf Brügge und
die nördl. Länder). Derartige Hinterlegungen aus dem skandinavischen Raum
in Brügge stellen sich demnach nicht als Besonderheit dar.</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>2. Kirchliche Beziehungen </DIV>
<DIV>Die kirchlichen Kontakte und Handlungen zwischen Norwegen und der Zisterze
Ter Doest bei Brügge sind demgegenüber außerordentlich und können mit
den o.g. Finanzverbindungen in der Tat nicht bzw. nicht ausschließlich
erklärt werden.</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Ein Erklärungsansatz für eine Festigung - vielleicht sogar für
den Beginn - dieser besonderen Beziehung könnte der Lebensweg
des Thorfinn, Bischof von Hamar, Suffraganbischof des von Ihnen
erwähnten Erzbischofs Jon Raude von Trondheim, bieten. Die Konflikte mit König
Erik II. veranlassten auch Thorfinn zum Exil. Er gelangte - gemeinsam
mit Bischof Andres von Oslo - zunächst nach Rom und später
unter größter Mühe und Not (sogar von Schiffbruch wird berichtet) nach Brügge;
das Kloster Ter Doest wurde sein neuer Aufenthaltsort. Dort verstarb er am 8.
Januar 1285. </DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Ferner erwähnenswert: Der von Ihnen erwähnte Jørund war
- nach Thorfinn - Bischof von Hamar und wurde 1287 zum Erzbischof von
Trondheim gewählt.</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Inwiefern sich Thorfinn bis zu seinem Tod im Raum Brügge
bemerkbar gemacht haben könnte, müsste ggf. näher recherchiert
werden. Vielleicht wurde auch nur seine Rettung - aus Seenot -
mystifiziert. </DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Literaturvorschläge:</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Knut Gjerset "History of the Norwegian people" Bd. 1 S. 476 New Yorck
1915</DIV>
<DIV>John J. Delaney "Dictionary of saints" S. 601 2005 [Auszug: "After being
involved in a shipwreck, he reached the Cistercian abbey of Ter Doest... ...He
may have become a Cistercian at Tautra Abbey near Nidaros before his exile. His
life was commemorated in a poem written by Walter de Muda..."</DIV>
<DIV>Joannes Bollandus,Jean Baptiste Carnandet,Godefridus Hanschenius,Daniel van
Papenbroeck et al</DIV>
<DIV>"Acta sanctorum" Ed. nov. Bd 1 S. 548 Paris 1866</DIV>
<DIV>Thomas Benjamin Willson "History of the church and state in Norway from the
tenth to the sixteenth century" S. 219 London-Westminster 1903</DIV>
<DIV>Istituto storico italiano per il Medio Evo,... "Repertorium fontium
historiae Medii Aevi" Bd. 11 T. 4 S. 430 [zur Vita Torphini - Auszug: "...,qui
visit in monast. Thosano ab a. 1281-1282 usque ad mortem a.
1285..."] -[Thosano = Ter Doest]</DIV>
<DIV>
<DIV>Sigrid Undset "Saga of Saints" S. 279 1934 ND 1968 [Auszug:
"...Walterus de Muda was commissioned to write his recollections of the blessed
Thorfinn and the day of his death, 8th January,..."]</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Freundliche Grüße </DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Andreas Trotz</DIV>
<DIV>Riesdorf, Niederer Fläming</DIV></DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV><FONT style="BACKGROUND-COLOR: transparent" face=Arial>Guten Tag,<BR>ich
weiß, dass ich mich mit meiner Frage an der Peripherie des<BR>räumlichen und
sprachlichen Bereichs dieser Liste bewege. Aber<BR>vielleicht weiß doch jemand
zufällig etwas über mein Problem:<BR><BR>Wann und wie sind die engen
Verbindungen zwischen Brügge und<BR>Skandinavien im Mittelalter
entstanden?<BR><BR>Das Kloster Ter Doest bei Brügge nahm den Peterspfennig aus
Skandinavien<BR>zur Weiterleitung an den Papst entgegen. Erzbischof Jon Raude
von<BR>Nidaros (Trondheim) deponierte im Frühjahr 1281 20 Barren = 25 1/2
Pfund<BR>Sterling Silber im Zisterzienser-Kloster Ter Doest bei Brügge -
kurz<BR>bevor er von König Erik nach Schweden vertrieben wurde und dort
starb.<BR><BR>Bischof Johannes von Tournai, in dessen Bistum das Kloster lag,
erlaubte<BR>zwischen 1292 und 1299 sogar dem Bischof von Oslo, in diesem
Kloster<BR>Ordinationen vorzunehmen.<BR><BR>1300 ist der Erzbischof Jørund von
Nidaros in Brügge und gestattet dem<BR>Abt von Ter Doest, an Festtagen 20 Tage
Ablass zu gewähren. Er durfte<BR>offenbar dort ebenfalls bischöfliche
Amtshandlungen vornehmen.<BR><BR>Die Kaufleute Laurentius Spinelli, Bancus
Davantini und Perrozzus<BR>Corsini saßen zu der Zeit in Brügge und Brüssel und
hatten<BR>Empfangsvollmacht für die Gelder, die der Papst aus Norwegen,
Schweden,<BR>Dänemark und weiteren Ländern zu bekommen hatte. Perrozzus war in
Brügge<BR>Repräsentant für das Handelshaus Alberti antiqui in Florenz, das
ein<BR>Haus in Brügge besaß. <BR>(Alles aus den Regesta
Norvegica)<BR><BR>Flandern scheint also eine eine Sammelstation für den
nordeuropäischen<BR>Peterspfennig gewesen zu sein.<BR><BR>Aber das erklärt noch
nicht die besonderen Beziehungen zu Trondheim und<BR>dem dortigen
Erzbischof.<BR><BR>In den mir zugänglichen skandinavischen Quellen habe ich
nichts<BR>gefunden. Auch die dortige Literatur stellt nur die Verbindung im 13.
Jh<BR>fest, aber nicht, wie es dazu kam. Aber die Wege von Textquellen in
den<BR>Archiven sind unerforschlich, und vielleicht gibt es irgendwo auf
dem<BR>Kontinent irgendetwas zu dem Problem.<BR><BR>Mit hoffnungsvollem
Gruß<BR>Christian Bickel<BR></DIV></FONT></DIV>
<DIV></DIV>
<DIV> </DIV></FONT></BODY></HTML>