Liebe Listenmitglieder,<br /><br />das Genfer Teilprojekt &quot;Mündlichkeit -
Bildlichkeit - Schriftlichkeit&quot; (MüBiSch, vgl. <a
href="http://www.muebisch.ch">www.muebisch.ch</a> ) des Schweizer Nationalen
Forschungsschwerpunktes &quot;Medienwandel, Medienwechsel, Medienwissen.
Historische Perspektiven&quot; (<a
href="http://www.mediality.ch">www.mediality.ch</a> ) organisiert vom 11.-13.
September 2008 in Genf eine internationale und interdisziplinär ausgerichtete
Tagung zum Thema &quot;Die Predigt im Mittelalter zwischen Mündlichkeit,
Bildlichkeit und Schriftlichkeit&quot;.<br /><br />Bitte beachten Sie die
Ausschreibung, die Sie unter folgender Adresse als pdf-Dokument einsehen und
runterladen können: <a
href="http://www.muebisch.ch/docs/mbs_tag2008_call_dt.pdf"
target="_blank">http://www.muebisch.ch/docs/mbs_tag2008_call_dt.pdf</a> Der
Ausschreibungstext folgt außerdem anschließend an diese Nachricht.<br /><br
/>Bitte leiten Sie die Mitteilung auch an weitere mögliche Interessenten
weiter.<br />Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen<br /><br />René Wetzel<br
/><br /><br /><em><strong>Die Predigt im Mittelalter zwischen Mündlichkeit,
Bildlichkeit und Schriftlichkeit<br />Internationales Colloquium, Genf, 11.-13.
September 2008</strong></em><br /><br />Die meisten der handschriftlich
überlieferten Predigten des Mittelalters fingieren als Muster- oder
Lesepredigten im Medium der Schrift die Situation der mündlich gehaltenen
Pre­digt. Die Mündlichkeit dieser Predigten ist also in der Regel eine rein
konzeptionelle, keine reale, da sie unter den Bedingungen der Schriftlichkeit
steht. Dennoch dürften solche Predigten – etwa im Rahmen der klösterlichen
Tischlesung – auch wieder mündlich vorgelesen worden sein, wie sie auch zur
Einzellektüre, Meditation oder zur Vorbereitung eigener Predigten Verwendung
finden konnten. Durch ihren mündlichen Duktus ist auch die schriftlich
niedergelegte Predigt zum Hören gedacht. Sie ist im Akt des Vorlesens oder in
der lauten Einzellektüre akustisch auch wirklich wahrnehmbar, dagegen wird die
Stimme beim stillen Lesen nur mental imaginiert. Doch spielt auch das Sehen,
die Visualität, bei der Rezeption solcher Predigten eine nicht unbedeutende
Rolle, denn beim Vorlesen erhält der Predigttext nicht nur eine Stimme, der
Prediger verkörpert sich auch in der optisch wahrnehmbaren und im Raum
anwesenden Person des oder der Vortragenden. Auch hier wird bei der
Einzellektüre das Prediger-Ich wieder mental vorgestellt. Zudem werden
sprachliche Bilder in der Predigt selbst ganz bewusst eingesetzt und evoziert
durch den Gebrauch von Metaphern, Vergleichen, Allegorien und
veranschaulichenden Exempeln. Die Bilder sollten dabei nicht nur abstrakte
theologi­sche Gedankengänge veranschaulichen und durch eine dem Publikum
angepasste Vergleichswelt ein­sichtig machen, sondern auch der besseren
Memorierbarkeit und Verinner­li­chung des Gehörten/Gele­senen bzw. im Geist
Gesehenen dienen wie auch der späteren Überführung in die Lebenspraxis und
Einübung. Gerade in volkssprachlichen Predigten ad populum bzw. gerichtet an
Nonnen und Laienbrü­der ist der Einsatz der Bildlichkeit massiv. Ob dies auch
damit zu tun hat, dass (allerdings materielle) Bilder als litteratura laicorum
angesehen wurden, als die den Illiteraten angemessene Art, Heilswahr­heiten zu
rezipieren, wäre zu prüfen (Bilderkatechse). Verschiedentlich wird auf jeden
Fall die mündliche volkssprach­liche Erzählung und die Bilderwelt auf eine
Stufe gesetzt und von der (lateinisch geprägten) Schrift­lichkeit der litterati
abgegrenzt. Bilder und bildhafte, exemplarische Erzählung werden oft als die dem
illiteraten Publikum angemessene Art der Aufnahme und Verarbeitung von
praktischem, moralischem, katechetischem und eschatologischem Wissen und von
Heilswahr­heiten angesehen. In der Predigt wird einerseits an ein bereits
vorhandenes ikonographisches Bildwissen appelliert wie andererseits auch neue
mentale Bilder aufgebaut werden können. Das Zusammenspiel zwischen der Aufnahme
äußerer sinnlicher Reize (vor allem optischer und akustischer Art) und ihrer
Verarbeitung durch imaginatio und ratio sowie ihrer Speicherung und späteren
Verfügbarmachung durch memoria wird im Mittelalter besonders im Anschluss an
die augustinische Tradition immer wieder beschrieben (im deutschen Bereich etwa
durch Thomasin von Zerclaere).<br />Die Tagung möchte auf interdisziplinäre
Weise diesen Mechanismen einer in ihrem Wesen multime­dialen Predigt nachgehen.
Theoretische Ansätze aus dem Gebiet der Oralitäts- und Literalitätsfor­schung,
der Bildtheorie und Intermedialitätsforschung, der Medienwissenschaft und
historischen Anthropo­logie sowie natürlich der Predigtforschung sind ebenso
will­kommen wie Ergebnisse aus der Auswer­tung mittelalterlicher
Predigthandbücher und Fall­studien am konkreten Predigtmaterial.
Schwerpunkt­mäßig sollen die Verhältnisse im Spätmit­telalter im Vordergrund
stehen, ein besonderes Interesse gilt der volksprachlichen und my­stisch
geprägten Predigt. Tagungssprachen und Sprache der Beiträge: deutsch,
französisch, italienisch und englisch. Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist
geplant.<br /><br />Organisiert wird die Tagung in Zusammenarbeit mit Franco
Morenzoni (Universität Genf) und Hans-Jochen Schiewer (Universität Freiburg i.
Br.) von René Wetzel (Universität Genf) und seinem Genfer Forschungsprojekt
‚Mündlichkeit – Bildlichkeit – Schrift­lichkeit’ (MüBiSch; <a
href="http://www.muebisch.ch">www.muebisch.ch</a> ; Teil des Schweizer
Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) ‚Medienwandel, Medienwechsel,
Medienwissen. Historische Perspektiven’), welches eine Edition der ‚Engelberger
Predigten’ (Mitte 14. Jh.) vorbereitet.<br /><br />Abstracts (maximal 1 Seite)
können bis zum 15. Mai 2007 eingereicht werden an: Prof. Dr. René Wetzel,
Université de Genève, Département de langue et littérature allemandes, Uni
Bastions, CH-1211 Genève 4 (<a
href="mailto:Rene.Wetzel@lettres.unige.ch">Rene.Wetzel@lettres.unige.ch</a>
)<br /><br />Weitere Informationen erteilen der Organisator oder <a
href="mailto:info@muebisch.ch">info@muebisch.ch</a> .